Umschlag in Hamburg legt deutlich zu - hinkt der Konkurrenz aus Rotterdam und Bremen aber hinterher

Hamburg. Seit April 2008 ist Claudia Roller Vorstand des Hafen Hamburg Marketings. Seitdem kämpft sie mit der Krise. Gestern jedoch konnte sie "erstmals gute Zahlen verkünden". Der Containerumschlag im Hafen wächst wieder, wenn auch geringer als bei der Konkurrenz aus Bremerhaven, Rotterdam oder Antwerpen. Denn die Krise, die an der Elbe später einsetzte, hielt dafür bis zum Februar und damit deutlich länger an als bei den anderen Nordseehäfen. Im Halbjahr stieg der Gesamtumschlag um 8,1 Prozent auf 58,6 Millionen Tonnen, und die Zahl der abgefertigten Boxen um 4,3 Prozent auf 3,7 Millionen Standardcontainer (TEU). "Eine so schnelle Aufwärtsentwicklung hat die Hafenwirtschaft nicht erwartet", freute sich Roller gestern. Allerdings liegt das Plus in Bremen und Bremerhaven beim Gesamtumschlag höher: Es beträgt bei 34,4 Millionen Tonnen satte 18 Prozent.

Dennoch hält Hamburgs Hafen-Marketing-Chefin die Krise durch die weltweit anziehende Konjunktur für überwunden - auch wenn noch längst nicht das Rekordumschlagniveau von 2008 mit knapp zehn Millionen Containern in Sicht ist. Derzeit gehen erste Prognosen von einem Plus um neun Prozent auf 7,7 Millionen TEU für 2010 aus. Immerhin werden seit April auch in der Hansestadt hohe Zuwächse im Umschlag der Boxen realisiert - im Juni um 16 Prozent. Der Gesamtumschlag soll um acht Prozent auf 119 Millionen Tonnen zulegen. Als Asienhafen profitiert Hamburg wieder vom Wachstum der Region, vor allem von China, wo künftig Umschlagzuwächse von 20 Prozent erwartet werden. War die Umschlagbilanz im ersten Quartal noch negativ, kamen bis Ende Juni aus Asien mit 2,2 Millionen TEU wieder 6,9 Prozent mehr Container nach Hamburg.

Ohnehin hat sich Jens Meier, der Chef der Hamburger Port Authority (HPA), auch in der Krise nicht von den Vorbereitungen für das geplante Containerterminal Steinwerder abbringen lassen. "Bis zum Jahresende werden wir die Ausschreibung vorbereiten", sagte er gestern. Für das Terminal gebe es "international Anfragen für Beteiligungen". Sie wären eine neue Strategie.

Denn bis auf den Anteil von Hapag-Lloyd am Containerterminal in Altenwerder gibt es solche Beteiligungen in Hamburg bisher nicht. Gerade eigene Terminals oder Anlagen, an denen sie beteiligt sind, werden aber von Reedereien in Krisen bevorzugt ausgelastet.

Beim Massengut liegt der Zuwachs in der Hansestadt mit 14,8 Prozent auf 19,7 Millionen Tonnen bereits im zweistelligen Bereich. Eine deutliche Wende ergab sich beim Erzimport, der sich gegenüber dem vergangenen Jahr auf 4,7 Millionen Tonnen mehr als verdreifachte. "Beim Massengut ist das Vorkrisenniveau wieder erreicht", so Roller.

Gleichzeitig erzielte auch die Hafenbahn ihr bisher bestes Ergebnis. Auf ihren Zügen wurden 920 000 TEU verladen - 21,2 Prozent mehr als zuvor. "Wir profitieren davon, dass die Bahn nach Investitionen von 130 Millionen Euro seit 2008 wieder in fast allen Bereichen voll verfügbar ist", sagte HPA-Chef Meier. Hamburg, wo 14 Prozent aller bundesweit eingesetzten Güterzüge beginnen und enden, hält die Spitze unter den europäischen Eisenbahnhäfen. Um die Abwicklung des Umschlags im Hafen rascher zu machen, will Meier Anfang 2011 mit dem Probebetrieb für ein neues IT-System starten. Im Port River Informationssystem Elbe (Prise) sollen dazu sämtliche Daten von Terminals, Elb- und Hafenlotsen, Reedereien sowie der HPA eingehen.

Letztlich gehen Roller und Meier davon aus, dass abgewanderte Zubringerlinien, die Container von Überseereedereien vor allem über die Ostsee verteilen, künftig zurückgewonnen werden können. Zwar liegt das Transportvolumen nach Skandinavien und zu weiteren Staaten noch im Minus. Das Russland-Geschäft zog jedoch im Halbjahr um 15,7 Prozent an. Ohne Zweifel auch eine Folge des Zuwachses von Containern aus Asien, die oftmals für Ostseeanrainer bestimmt sind. Allerdings kommt bei steigenden Transport- und Treibstoffkosten auch Hamburgs Nähe zu Osteuropa stärker zum Tragen. Die HPA nimmt nun einen wichtigen Zugang zum Hafen ins Visier: die Köhlbrandbrücke. Für alle Spuren soll im August eine Achslastwaage installiert werden. "Wir wollen kontinuierlich feststellen, wie viele und wie schwere Lkw über die Brücke fahren und gehen davon aus, dass durch höheren Lasten mehr Wartungsarbeiten notwendig sein werden", sagt der HPA-Chef. Vorstellen kann sich Meier, dass sich künftig Schwertransporte feststellen lassen, denen die Genehmigung für das Passieren der Brücke fehlt. Das soll zunächst mit Datenschützern besprochen werden.