Als die Chinesen mal einen Tiefwasserhafen brauchten, wählte die Regierung zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts die Felseninsel Yangsahn südlich von Shanghai aus. Die Immobilien der ortsansässigen Fischer wurden, wie der Abriss seinerzeit genannt wurde, "verlegt", die Insel hafentauglich umgestaltet. Zur Anbindung baute man in weniger als vier Jahren die gut 33 Kilometer lange, zweitgrößte Ozeanbrücke der Welt. Die größte verläuft gleich nebenan. Seit 2006 trägt Yangshan maßgeblich dazu bei, Shanghai zum größten Hafen der Welt zu machen. Im Endausbau soll die Kaikante dort elf Kilometer lang sein.

Man kann davon ausgehen, dass Wei Jiafu weiß, was ein deutsches Planfeststellungsverfahren ist. Insofern muss man die Äußerungen des Cosco-Chefs - Cosco ist die größte chinesische Reederei - gegenüber Bundeskanzlerin Angela Merkel am vergangenen Sonnabend nicht als Unkenntnis werten, sondern als Unverständnis. Dass in Deutschland mehrere Bundesländer und Behörden zehn Jahre lang über eine Vertiefung der Elbe debattieren, dass dabei auch noch Umweltverbände angehört werden, ist in Peking oder in Shanghai bestenfalls gute Abendunterhaltung, aber keinesfalls nachvollziehbar. Deshalb legte Wei der Kanzlerin die chinesische Lösung nahe: Macht die Elbe so tief, wie sie für die immer größeren Containerschiffe eben sein muss, sonst kommen wir künftig nicht mehr hierher.

Der ernsthafte Gehalt solcher Vorträge wächst mit der wirtschaftlichen Macht Chinas, mit dem Weg des bevölkerungsreichsten Staates an die Spitze der Weltwirtschaft. Noch sind es gute Ratschläge - in einigen Jahren vielleicht schon Bedingungen.