Gemeinschaftswährung ist zeitweise auf 1,30 Dollar gestiegen

Frankfurt. Der Euro hat seine Gewinne der vergangenen Wochen am Freitag weiter ausgebaut und ist kurzfristig über die Marke von 1,30 Dollar gesprungen. Die Gemeinschaftswährung kostete damit so viel wie seit zwei Monaten nicht mehr. "Der Euro war lange Zeit totgesagt, aber jetzt findet er langsam zu seiner Stärke zurück", sagte ein Händler. Die Aussicht auf ein glimpfliches Abschneiden der europäischen Finanzinstitute beim Bankenstresstest sorgten Analysten zufolge für gute Stimmung am Devisenmarkt. "Die wochenlangen Sorgen um die Folgen der europäischen Schuldenkrise treten immer mehr in den Hintergrund," so ein Devisenexperte. Seit dem Jahrestief von Anfang Mai bei 1,18 Dollar erholt sich der Euro Zug um Zug.

"Der Wind am Devisenmarkt hat gedreht", sagte Klaus Gölitz, Devisenexperte vom Bankhaus M.M.Warburg. Hennig Klodt vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel meint: "Die Märkte sind offenbar nicht mehr so in Sorge um die Zukunft des Euro."

Dass die Vorzeichen für den Euro wieder besser sind, führen Ökonomen nicht zuletzt auf den gigantischen Rettungsschirm von Europäischer Union (EU) und Internationalem Währungsfonds (IWF) zurück. Auch der Sparkurs, den zum Beispiel die Regierung in Athen eingeschlagen hat, wird von den Märkten goutiert. "Sowohl die USA als auch die Euro-Zone haben strukturelle Probleme. Die Euro-Zone packt sie an, dafür gibt es die Belohnung auf der Emissionsseite wie auf der Währungsseite", sagt die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud.

Der Euro profitiert auch von schlechten Vorgaben aus den USA

Das Abebben der Schuldenkrise in Europa rückt zusehends die USA in den Fokus. Kritisch beäugen Anleger weniger die immense Verschuldung Amerikas, sondern die zusehends schlechtere Konjunkturlage. "Immer ungünstigere Konjunkturdaten aus den USA haben den Dollar zuletzt unter Druck gesetzt", sagte Devisenfachmann Gölitz.

Neben wichtigen ökonomischen Frühindikatoren, die in den vergangenen Wochen enttäuscht hatten, bereitet der für den privaten Konsum wichtige Arbeitsmarkt Sorgen. So werden in der Privatwirtschaft seit Monaten kaum neue Stellen geschaffen. Die Löhne und damit die Einkommen der privaten Haushalte stagnieren.