Toyota trägt an vielen Unfällen in den USA offensichtlich keine Schuld. Fahrfehler sollen dafür verantwortlich sein

New York. Der Fall von Myrna Marseille entlastet Toyota und gibt Stoff für neue Witze über Frauen am Steuer. Die Fahrerin aus dem US-Bundesstaat Wisconsin behauptete im März, dass ihr Toyota Camry beim Einparken ohne Zutun beschleunigte und sie daher in ein Gebäude raste. Sie habe ganz sicher die Bremse getreten und nicht versehentlich das Gaspedal, so Marseille. Ein Überwachungsvideo des Parkplatzes sowie eine Untersuchung der US-Behörde für Verkehrssicherheit kommen nun zu einem anderen Ergebnis. Demnach hat Marseille die Pedale schlichtweg verwechselt. Diese weist den Vorwurf als "sexistisch" zurück.

Weltweit hatte Toyota wegen klemmender Gaspedale und rutschender Fußmatten mehr als acht Millionen Fahrzeuge in die Werkstatt zurückgerufen. Derzeit prüft die Verkehrssicherheitsbehörde 75 schwere Unfälle, bei denen 93 Menschen ums Leben kamen. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen, doch erste Ergebnisse entlasten Toyota laut "Wall Street Journal" zumindest teilweise.

Klemmende Gaspedale und rutschende Fußmatten bleiben ein Problem

Demnach sind Fahrer in kritischen Situationen auf das Gas anstatt auf die Bremse getreten und haben dadurch Unfälle mit Todesfolge verursacht. Das heißt: Fahrerfehler waren die Ursache für die Unfälle - und nicht etwa technische Defekte. Diese seien die Ausnahme gewesen. Mehrere Dutzend Datenrekorder in Toyota- und Lexus-Wagen hat die Behörde dafür ausgewertet.

Bislang fanden die Prüfer bei keinem der 2000 untersuchten Fälle einen Hinweis darauf, dass der Wagen ohne jegliches Zutun des Fahrers unkontrolliert beschleunigte. Das entlastet Toyota allerdings nicht bei dem Problem der klemmenden Gaspedale und rutschenden Fußmatten. Im August vergangenen Jahres starben dabei in Kalifornien ein Polizist und drei seiner Verwandten. Der Fall sorgte in den USA für große Empörung und löste die Rückrufwelle bei Toyota aus. Der Konzern kämpft seither um seinen Ruf. Konzernchef Akio Toyoda musste sich in Washington den Fragen der Kongressabgeordneten stellen. Diese vermuteten damals noch, dass Mängel in der Elektronik schuld an der Pannenserie seien. Auch Verkehrsminister Ray LaHood hatte dem Autohersteller unterstellt, der Konzern verheimliche den wahren Fehlergrund.

Bei Toyota sind durch die Vorfälle die Verkäufe massiv eingebrochen, der Schaden geht in die Milliardenhöhe. Außerdem musste Toyota in den USA eine Strafe zahlen, da der Konzern die Probleme mit den klemmenden Pedalen zu spät gemeldet hatte. Zumindest für die anstehenden Gerichtsverhandlungen über Schadenersatzklagen wird Toyotas Position durch die neue Studie nun gestärkt.