Die elektronische Variante soll wie ein normaler Brief 55 Cent kosten. Konzern will der Konkurrenz durch E-Mails trotzen

Hamburg/Bonn. So sicher wie ein Brief aus Papier, dabei aber so schnell und bequem wie eine E-Mail: Mit dem neuen E-Postbrief will die Deutsche Post die elektronische Kommunikation in der Bundesrepublik auf eine neue Stufe heben. "Wir bringen das Briefgeheimnis ins Internet", sagte der zuständige Vorstand Jürgen Gerdes gestern in Bonn. Ab sofort sei die Registrierung von Mailadressen für den E-Postbrief möglich. Wie der traditionelle Brief wird auch die elektronische Variante 55 Cent kosten, egal ob er im Internet abgeschickt und dann in Papierform ausgetragen oder vollständig elektronisch übermittelt wird.

Für den gelben Riesen ist das neue Versandverfahren vor allem ein Weg, um dem immer schwierigeren Briefgeschäft neues Leben einzuhauchen. Die wichtigste Säule des Konzerns schrumpft in der Internetära kontinuierlich, da immer mehr E-Mails verschickt werden. Im vergangenen Jahr dürfte der Umsatzrückgang in dem Bereich etwa fünf Prozent betragen haben.

Doch neben der Post wollen auch andere Unternehmen eigene Onlinebriefe anbieten - und das zu deutlich niedrigeren Preisen. Bei den E-Mail-Spezialisten GMX und Web.de sind elektronische Briefmarken im Wert von 17 Cent im Gespräch. Bei beiden Anbietern der United-Internet-Gruppe haben sich innerhalb einer Woche mehr als 100 000 Personen ihren eigenen Namen als sogenannte De-Mail-Adresse gesichert. Auch die Deutsche Telekom hat mit der Registrierung solcher Adressen begonnen. Dort sollen die Nutzer eine bestimmte Anzahl von Gratismails erhalten. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die neuen Angebote.

Für wen ist der neue E-Brief vor allem interessant?

Versicherungen, Anwaltskanzleien, Behörden, Händler: Alle könnten Zeit und Geld sparen, wenn sie Briefe an ihre Kunden und Klienten nicht mehr auf Papier ausdrucken, in ein Kuvert stecken und dann zur Post bringen müssten. Akten, Dokumente, Verträge und Rechnungen können mit dem Onlinebrief, dessen Konzeption vom Bundesinnenministerium auf den Weg gebracht wurde, rechtsverbindlich über das Internet verschickt werden. Als erste Kooperationspartner hat die Deutsche Post den Softwareriesen SAP und den Versicherer Allianz gewonnen. Bei der Lottogesellschaft Hessen wird man Tippscheine künftig elektronisch einschicken können. Der ADAC will mit dem Onlinebrief unter anderem Gebrauchtwagenkäufe oder die Mitfahrbörse sicherer machen. Große Hamburger Unternehmen wie der Nivea-Hersteller Beiersdorf oder die Hamburger Sparkasse beobachten den Markt hingegen noch.

Was hat der Privatkunde von dem neuen Verfahren?

Der Verbraucher spart zumindest Wege, wenn er sich einmal für den Onlinebrief registriert hat. Er soll zudem eine Art elektronischen Safe als Teil des Angebots bekommen, in dem er wichtige Dokumente aufbewahren und von überall in der Welt aus abrufen kann.

Wie kommt man an eine der neuen E-Postbrief-Adressen?

Bei der Deutschen Post können sich Interessenten unter www.epost.de ihre persönliche E-Postbrief-Adresse reservieren. In der Anlaufphase erhalten sie dann innerhalb weniger Tage mit gewöhnlicher Post einen Freischaltcode. Ab November wird dieser Code elektronisch zugestellt. Mit dem Ausdruck dieser Adresse und dem Personalausweis oder dem Pass müssen sich die Nutzer dann in einer Postfiliale identifizieren. Erst dann wird das Briefkonto freigeschaltet. So soll die Identität der Nutzer zweifelsfrei festgestellt werden. Ähnlich funktioniert die Registrierung bei GMX und Web.de.

Welche Geräte braucht man für den Versand des E-Briefs?

Notwendig sind ein internetfähiger PC und ein Mobilfunktelefon im deutschen Netz. Über den Computer kann man auf das Portal der Post zugreifen und dort direkt seine E-Post verwalten. Zum Anmelden genügen der Benutzername und ein persönliches Passwort. Das Handy wird benötigt, weil die Post vor jedem Briefversand aus Sicherheitsgründen eine Transaktionsnummer an das Mobiltelefon schickt, die der Nutzer auf seinem Computer eingeben muss.

Müssen Absender und Empfänger über eine E-Post-Adresse verfügen?

Für Adressaten, die kein E-Post-Konto haben oder über keinen Internetzugang verfügen, wurde der Hybridbrief geschaffen. Der Absender schickt seine Mail, die dann automatisch gedruckt und vom Postboten ausgetragen wird. Das Verfahren kostet wie bei der rein elektronischen Variante 55 Cent.

Kann man die elektronische Post nicht relativ einfach mitlesen?

Genau das soll der staatlich zertifizierte Onlinebrief unmöglich machen. Der Datenverkehr zwischen dem sicheren Portal und den Nutzern wird durch Verschlüsselung beziehungsweise eine spezielle Internettechnik (Virtual Privat Network, VPN) gesichert.

Kann man Briefe fälschen oder mit falschem Absender schicken?

Das wird beim Onlinebrief erheblich erschwert: Der Absender ist durch die nötige Registrierung eindeutig identifiziert, ebenso der Adressat. Die Verschlüsselung sorgt zudem auch für Fälschungssicherheit.

Gibt es auch elektronische Einschreiben?

Ja, wahlweise mit oder ohne Rückschein. Sie kosten 1,60 Euro.