Die Deutsche Post macht sich mit ihrem neuen E-Brief selbst das Leben schwer. Das Konzept eines sicheren Onlineschreibens ist an sich durchaus überzeugend. Versicherungen, Rechtsanwälte und viele andere Geschäftsleute, die mit vertraulichen Dokumenten hantieren, dürften begeistert sein. Was einen durchschlagenden Erfolg allerdings verhindern dürfte, ist der Preis. Wenn eine große Menge an Privat- und Firmenkunden auf das nicht gerade einfache Verfahren umsteigen soll, dann brauchen sie dafür einen Anreiz in Form einer Kostenersparnis. Diese aber ist nicht gegeben, schließlich soll der elektronische Brief der Post genauso viel kosten wie die Papiervariante.

Solch einen Preis als "Schnäppchen" zu bezeichnen, wie es gestern ein Post-Vorstand tat, ist schon fast eine Unverschämtheit. Schließlich bezahlen die Kunden den Versand des E-Briefes über ihre Internetflatrates ohnehin schon selbst. Was die Post anzubieten hat, ist lediglich die entsprechende Sicherheitstechnik, die Fälschungen der Schreiben unmöglich machen soll. Diese aber ist keine 55 Cent pro Brief wert. Verschlüsselungstechnik für E-Mails gibt es auch kostenlos im Internet.

Die Post agiert hier noch ganz in der Manier des alten Monopolisten, der glaubt, sich nicht um die Konkurrenz kümmern zu müssen und Preise nach Gutsherrenart festlegen zu können. Doch die Wettbewerber rüsten sich bereits zum Angriff auf den gelben Riesen - zum Wohl des Verbrauchers, der hoffentlich schon bald aus einer Reihe günstigerer Angebote wählen kann.