Anlagen sollen 2014 fertig sein. 1000 Neubauten erwartet

Hamburg. Die Häfen Hamburg und Brunsbüttel wollen bis spätestens Ende 2014 die Versorgung von Schiffen mit Flüssiggas sicherstellen. "Wir arbeiten derzeit an einer Machbarkeitsstudie, prüfen den Bedarf und Sicherheitsaspekte", sagte Jens Meier, der Chef der Hamburg Port Authority (HPA), gestern in Hamburg. In Brunsbüttel soll im Herbst das Genehmigungsverfahren beginnen. "Mit dem Hersteller und Lieferanten von Flüssiggas Gasnor haben wir bereits einen Betreiber", sagte Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH. Für Hamburg gelten Shell, Linde oder auch die Hafenfirma Robert Eckelmann als Interessenten für diese Aufgabe.

Hintergrund für die Bemühungen sind die Vorschriften für Seeschiffe, die künftig deutlich weniger Schwefel und Stickoxide ausstoßen dürfen. So sinkt für Ost- und Nordsee der Richtwert beim Schwefel ab 2015 von 1,0 auf 0,1 Prozent pro Tonne Treibstoff. Weltweit wird der zugelassene Wert von 3,5 Prozent 2020 auf 0,5 Prozent verringert. Mit dem Einsatz von Flüssiggas würden diese Werte unterboten. Mit dem neuen Treibstoff würden zudem die Stickoxide gegenüber Diesel um 90 Prozent verringert und bis zu 20 Prozent weniger Kohlendioxid in die Luft geblasen.

Vorreiter in der Flüssiggas-Technologie ist Norwegen, wo schon heute einige Schiffe mit diesem Antrieb unterwegs sind. Zu ihnen gehört die "Barentshav", die als erstes Schiff seiner Art den Hamburg Hafen besucht hat. Das Küstenwachschiff ist ein Vorreiter. Doch infolge der neuen Vorschriften rechnet die norwegische Klassifikationsgesellschaft Det Norske Veritas (DNV) damit, dass bis 2020 rund 1000 Neubauten mit dem Antrieb ausgerüstet werden. Das entspricht zehn bis 15 Prozent aller Neubauten weltweit. "Der Bedarf an umweltfreundlichem Treibstoff wird bis zum Jahr 2020 von derzeit 30 Millionen Tonnen auf 200 bis 250 Millionen Tonnen zunehmen", sagte DNV-Direktor Lars Sørum gestern nach einer Fachkonferenz in Hamburg.

Die Norweger erwarten dabei, dass Reedereien auch bereits fahrende Schiffe umrüsten. Denn der Brennstoff, der bei minus 163 Grad gelagert wird, ist beim Verbrauch auch wirtschaftlicher als Diesel. "Innerhalb eines Jahres haben wir gegenüber einem konventionellen Küstenwachschiff auf denselben Strecken 300 000 Euro eingespart", sagte "Barentshav"-Kapitän Alf Arne Borgund. Mit seinem Tank an Bord, der bis zu 230 Kubikmeter Gas fasst, kann das 93 Meter lange Schiff bis zu drei Wochen auf See bleiben.

Brunsbüttel will nun "mehrere Millionen" Euro investieren und zunächst eine Bunkerstation für 2000 Kubikmeter Gas einrichten. "Es können später aber auch 5000 oder gar 10 000 Kubikmeter werden", sagte Hafen-Chef Schnabel. HPA-Chef Meier geht dagegen von einer Lagerung im "kleineren fünfstelligen Volumen" aus. "Allein ein Zubringerfrachter, der von Hamburg aus in der Ostsee unterwegs ist, braucht alle zehn Tage 800 Kubikmeter als Treibstoff", sagte Meier.

Auch die HPA selbst prüft derzeit, ob sie nicht ebenfalls ein neues Schiff mit dem Antrieb einsetzen könnte. Dafür kommen ein Arbeitsschiff, ein Eisbrecher oder ein Observationsschiff für das Oberhafenamt infrage.