Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky wirft Bernie Ecclestone Bestechung vor und hofft nun selbst auf eine mildere Strafe

München. Für seinen großen Auftritt hat Gerhard Gribkowsky sein Siegerlächeln aufgesetzt. Strahlend betritt der ehemalige BayernLB-Vorstand den Gerichtssaal, und wenig später fängt er an zu reden. 44 Verhandlungstage lang hatte er vor dem Landgericht München geschwiegen, nun plaudert er stundenlang. Freimütig gibt er zu, 44 Millionen Dollar vom legendären Formel-1-Boss Bernie Ecclestone erhalten zu haben. Er habe damals einen Spagat zwischen der staubigen Welt bei der BayernLB und dem Glanz der Formel 1 gemacht und Anerkennung gesucht. "Ich habe die Augen zugemacht."

Gribkowskys Aussage dürfte vorallem Ecclestone unter Druck bringen, der gerade mit dem Börsengang der Formel 1 beschäftigt ist und damitgenug Sorgen hat. "Den kann er wohl absagen", sagt Gribkowsky. Auf jeden Fall kann sich Ecclestone auf weiteren Ärger mit der Justiz einstellen, die ihm wegen der Vorwürfe seit Jahren auf den Fersen ist, ihre Ermittlungen aber noch nicht abgeschlossen hat: Möglicherweise wird sich nach Gribkowskys Aussage nun auch Ecclestone wegen der Zahlungen vor Gericht verantworten müssen.

Als Zeuge war er im November schon dort - durfte dann aber wieder mit seinem Privatjet zum nächsten Rennen fliegen. In seiner zweitägigen Aussage hatte er Gribkowsky beschuldigt, ihn unter Druck gesetzt zu haben. Nur deshalb habe er gezahlt.

Nun schlug Gribkowsky zurück: Er schildert Ecclestone als machtbesessenen Mann, der die Formel 1 im Alleingang beherrscht und nichts von Bürokratie und der Justiz hält. Dass die Formel 1 infolge der Kirch-Pleite Anfang des Jahrtausends in die Hände von Banken fiel, war für Ecclestone ein Horror. Um die Institute wieder loszuwerden, habe er Gribkowsky das Geld gezahlt.

Die Rechnung ging auf: Der Banker verkaufte die BayernLB-Beteiligung im Jahr 2006 an den von Ecclestone selbst herangeholten britischen Investor CVC. Trotzdem forderte er für seine Rolle als Vermittler des Deals eine Millionenprovision von der BayernLB, die sie auch zahlte - zu Unrecht, wie Gribkowsky nun einräumt. Er selbst erhielt von Ecclestone fast 50 Millionen Dollar - und wusste gar nicht, wohin mit dem vielen Geld, wie er erzählte.

Also gründete der Finanzmann eine Stiftung in Österreich, die sich angeblich um krebskranke Kinder und deren Familien kümmern sollte. Gribkowsky kämpft mit den Tränen, als er von der Erkrankung seines Sohnes spricht. "Über Alexander habe ich das Leben auf der Kinderkrebsstation kennengelernt." Heute wisse er aber, dass es sich um Steuerhinterziehung gehandelt habe. Für Gribkowsky wird das Geständnis das Urteil mildern: Vor seiner Aussage hatten ihm die Richter maximal neun Jahre Haft zugesichert. Sonstwären es wohl noch mehr.