Die Zahl der Käufer steigt weiterhin nur langsam. Der ADAC hält 95 Prozent der Fahrzeuge für geeignet. Bislang gibt es keine Schäden.

Hamburg. Die deutschen Autofahrer halten sich beim Kauf des Biosprits E10 noch immer zurück. Zwei von drei Autofahrern haben den Kraftstoff bisher nicht getankt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Instituts TNS Infratest im Auftrag des Bundesverbands der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBE). Gegenüber dem Juli 2011, als der Sprit allerdings nur an rund der Hälfte der 14 800 Tankstellen bundesweit zu haben war, gibt es damit nur einen leichten Anstieg. Damals hatte jeder Vierte den neuen Sprit gekauft. E10 enthält zehn Prozent und damit doppelt so viel Ethanol wie Superbenzin.

Inzwischen ist E10 in Deutschland flächendeckend verfügbar. "Für uns gilt dies vom 1. Oktober 2011 an", sagte Aral-Sprecher Detlef Brandenburg. Die Marke hat mit 2500 die meisten Tankstellen bundesweit. Der Anteil des Kraftstoffs liegt aber nur bei 13 bis 14 Prozent. Dagegen hatten Mineralölhersteller mit bis zu 80 Prozent gerechnet.

+++ Umfrage: Biosprit E10 nicht gefragt – kein Vertrauen +++

+++ Nur jeder vierte Hamburger Fahrer tankt E10 +++

Hauptgrund für die Zurückhaltung der Kunden sind nicht etwa Zweifel an der Umweltverträglichkeit der neuen Sorte. Vielmehr sorgen sich die Autofahrer, dass E10 dem Motor schaden könnte. Das gaben 73 Prozent der Befragten an, die bisher kein E10 getankt haben. Viele in der Bevölkerung seien beim Thema E10 "stark verunsichert", sagte BDBE-Geschäftsführer Dietrich Klein. Dabei geht der Automobilklub ADAC davon aus, dass sich bis zu 95 Prozent aller Autos für E10 eignen.

Klein forderte gestern mehr Informationen für die Autofahrer. Dies müsse an den Tankstellen, "besonders aber in den Autowerkstätten" geschehen, sagte er. Ungeachtet der Bedenken sei die Biosprit-Beigabe "wichtiger Beitrag" zur "Treibhausgasverringerung" und der "Energiewende im Straßenverkehr". Die Bedenken von Umweltverbänden, wonach durch Biosprit-Ackerpflanzen Flächen für die Lebensmittelherstellung blockiert und somit Hunger in der Welt geschürt werde, ließ er nicht gelten. Überschussgetreide zu exportieren sei "nicht die Antwort auf das Welternährungsproblem".

+++ Das Chaos mit dem Biosprit +++

"Wir haben zum 1. April den Preis für E10 um einen Cent pro Liter gesenkt und wollen so die Akzeptanz des Sprits erhöhen", sagte Aral-Sprecher Brandenburg. Bundesweit wird der neue Kraftstoff inzwischen um drei bis vier Cent günstiger verkauft als Super mit fünf Prozent Ethanol. Schon deshalb geht Aral davon aus, dass der Sprit langfristig zur meistgetankten Sorte wird. "Der Mehrverbrauch von durchschnittlich einem bis 1,5 Prozent wird durch diesen Preisunterschied mehr als aufgewogen", sagte Brandenburg.

"Auch wir rechnen damit, dass die Akzeptanz von E10 steigt", sagte Christian Schäfer, Leiter des Bereichs Technik und Verkehr beim ADAC Hamburg. "Wir haben bisher bei zugelassenen Autos keine Schäden durch E10 feststellen können, und dies gilt ebenso für Frankreich, wo das Benzin drei Jahre eher eingeführt wurde", so der Experte. Der Klub empfiehlt aber, nur dann E10 zu tanken, wenn der Hersteller den Wagen für geeignet hält. So war bei einem Langzeittest mit einem Opel Signum, für den der Autobauer das Benzin nicht freigegeben hatte, nach 27 000 Kilometern ein Schaden an der Benzinpumpe eingetreten. Er wird darauf zurückgeführt, dass ungeschützte Teile durch das Benzin korrodiert sein könnten.

Opel, Ford und Mercedes sehen ein einmaliges irrtümliches Betanken für ihre Modelle als unkritisch an, teilt der Automobilklub ADAC dazu mit. "Es muss dann so schnell wie möglich herkömmliches Superbenzin nachgetankt werden", sagte Schäfer. "Bei anderen Herstellern sollte der Hersteller befragt werden."