Das Bewertungsportal gibt inzwischen Tipps für weltweit 166 000 Orte. Es werden für dieses Jahr rund 50 Mitarbeiter in der Hansestadt gesucht.

Hamburg. Was vor ziemlich genau sechs Jahren als zarte Start-up-Idee in Hamburg begann, ist mittlerweile eine Internetseite für Millionen Nutzer auf der ganzen Welt und für viele Menschen nicht mehr aus ihrem Alltag wegzudenken: Das Bewertungsportal Qype (sprich kwaip), von dem Hamburger Internetunternehmer Stephan Uhrenbacher gegründet, zählt inzwischen bis zu 25 Millionen Besucher im Monat. Es gibt den Nutzern mit 13,5 Millionen bewerteten Restaurants, Geschäften oder Touristenattraktionen in aller Welt Orientierung. In 166 000 Orten, von Amsterdam bis Rio de Janeiro, vergeben die Qype-Nutzer einen bis fünf Sterne für Ausgehtipps oder Dienstleister wie Friseure und Ärzte. Dazu kommen Kommentare wie "charmanter, kleiner Nachbarschaftsitaliener" oder "der Friseur nimmt sich viel Zeit für die Beratung", und andere persönliche Erfahrungsberichte.

Als Uhrenbacher die Qype-Seite einst online stellte, startete sie als lokale Internetplattform. Seither schreitet der Ausbau der Firma rasant voran. Im "Silicon Rödingsmarkt", wie die Mitarbeiter ihr Bürohaus mit weiteren prominenten Mietern aus dem Internetbusiness wie Facebook und Scoyo liebevoll nennen, beschäftigt Qype heute 80 Personen, die in einem Großraumbüro an langen Tischen vor ihren Computern sitzen. Weltweit arbeiten für die Firma in Niederlassungen in Paris, Madrid und London sogar 170 Beschäftigte.

Auch die Finanzen stimmen offenbar. Die Umsätze liegen im mittleren einstelligen Millionenbereich. "Wir arbeiten in Deutschland mittlerweile profitabel und sind in anderen Ländern kurz davor", sagt Finanzvorstand Jochen Braun, ein Schwabe, der als Steakliebhaber auf Qype häufig auf der Suche nach Hamburgs besten Grillrestaurants ist. "Allein in diesem Jahr wollen wir in Hamburg 50 neue Mitarbeiter einstellen", ergänzt Qype-Chef Ian Brotherston und begründet den Ausbau mit einer Forcierung des Vertriebs.

Manche Firmen wüssten gar nicht, dass sie auf Qype bewertet werden. Mit einer neuen Vertriebsmannschaft sollen diese Firmen verstärkt angesprochen und auf die Möglichkeiten zur Werbung auf Qype hingewiesen werden, sagt Brotherston, der mit seinem Eintritt in die Geschäftsführung 2010 vor allem auch die Handy-Anwendungen ausgebaut hat. Wer beispielsweise auf Sylt unterwegs ist, kann sich mit seinem Smartphone von Qype orten lassen und sieht dann, wo es nach Meinung der Community die besten Fischbrötchen gibt. Die kostenlose Qype-App soll mit mehr als einer Million Downloads zu den beliebtesten Apps für iPhone, BlackBerry und Android zählen.

Schon heute gehören für etliche Qype-Mitarbeiter Besprechungen auf Englisch zum Alltag, Kollegen mit immerhin 17 verschiedenen Muttersprachen arbeiten hier zusammen. Und die Internationalisierung soll noch zunehmen: Auf neuen Märkten wie der Türkei und Brasilien strebe Qype ebenfalls die Marktführerschaft an, sagt Marketingchef Richard Dennys.

Derartige Expansionspläne verfolgt allerdings nicht allein Qype: Seit 2010 ist das mächtige US-Bewertungsportal Yelp in Deutschland aktiv und versucht, Qype in weiteren europäischen Ländern die Marktführerschaft streitig zu machen. Yelp gibt es seit 2004. In den USA, Kanada, Großbritannien, Irland, Frankreich und Deutschland besuchen nach Unternehmensangaben mehr als 33 Millionen Nutzer die Yelp-Seite - allerdings heißt das nicht, dass diese auch alle eigene Beiträge schreiben. Die beiden großen Unternehmen der Branche konkurrieren wiederum mit Nischenportalen wie holidaycheck oder tripadvisor, die sich auf Bewertungen in der Hotellerie spezialisiert haben.

Allen diesen Anbietern ist gemeinsam, dass sie sich PR-Agenturen ausgesetzt sehen und unseriösen Empfehlungen, die ein Unternehmen in besonders gutes Licht setzen sollen. Um diesen Missbrauch einzudämmen, beschäftigen alle Bewertungsportale Dutzende Mitarbeiter, welche die Einträge überprüfen und im Zweifelsfall löschen.

Um sich gegen den Wettbewerb zu behaupten, sorgt Qype mit Zukäufen und weiteren Investorenrunden immer wieder für Wachstumsimpulse. Zuletzt punktete die Firma mit der Übernahme des Couponingportals cooledeals.de aus München. Die Integration ist mit der neuen Seite Qypedeals.de bereits vollzogen - und der Nutzen für die Kunden liegt auf der Hand: Couponing-Seiten bieten etwa Wellnesspakete, Hotelaufenthalte oder Sportbekleidung mit rund 30 bis 50 Prozent Rabatt an. Unter jedem "Deal" stehen Bewertungen von Qype-Nutzern, das heißt, dass der Kunde sich vor der Entscheidung für die Reise in das Vier-Sterne-Hotel ins Zillertal darüber informieren kann, ob anderen Qype-Nutzern die Zimmer gefallen und das Essen geschmeckt haben.

Von der Übernahme von cooledeals.de profitiert wiederum auch der Standort Hamburg: Ein Teil der Arbeitsplätze ist in der Hansestadt neu geschaffen worden, weitere Mitarbeiter werden gesucht. Qype hat bereits eine zusätzliche Etage im "Silicon Rödingsmarkt" angemietet.