Laut aktueller Studie ist Hamburg in den Bereichen Forschung und Medizintechnik gut aufgestellt

Hamburg. Der Gesundheitsbranche stehen wirtschaftlich gute Zeiten bevor. Angesichts der weltweit steigenden Bevölkerungszahl einerseits und der zunehmenden Überalterung der westlichen Gesellschaften andererseits wird die Nachfrage nach vorbeugenden und heilenden medizinischen Leistungen in Zukunft deutlich zunehmen. Unternehmen und Existenzgründer, die in diesen Bereichen aktiv sind, haben deshalb beste Chancen auf Erfolg. Zugleich bieten die Geschäftsmodelle für Investoren neue Anlagemöglichkeiten über Fonds oder Unternehmensanleihen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie zur Gesundheit vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) und der Berenberg Bank.

In Deutschland sind nach den aktuellsten Zahlen im Jahr 2010 insgesamt 287,3 Milliarden Euro für die Gesundheit ausgegeben worden, 3,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Summe entspricht laut Statistischem Bundesamt 11,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Auf jeden Einwohner entfielen damit rund 3510 Euro Gesundheitskosten. HWWI-Direktor Thomas Straubhaar schätzt, dass die Umsätze der Branche in den nächsten Jahren stärker wachsen werden als das prozentuale BIP-Wachstum - und zwar um den Faktor 1,4.

In Deutschland ist die Entwicklung vor allem vom wachsenden Anteil der Älteren an der Gesamtbevölkerung geprägt. Zudem steigt die Lebenserwartung seit den 1950er-Jahren kontinuierlich an - um zwei Jahre je Dekade. "Die Wahrscheinlichkeit, 100 Jahre alt zu werden, nimmt zu. Darüber hinaus sind viele Menschen auch bis ins höhere Alter gesünder", sagte Straubhaar.

Mit dem Alter wächst wiederum die Nachfrage nach medizinischen und pflegerischen Leistungen. Dabei sei ein neuer Trend zu erkennen: Während es früher um die Bekämpfung von Krankheiten ging, seien heute auch Angebote zur Erhaltung der Gesundheit gefragt, die das Wohlbefinden verbessern.

Angesichts des Kostendrucks in der öffentlichen Gesundheitsversorgung und immer neuen Kürzungen in dem Bereich dürften künftig immer mehr Leistungen privat finanziert werden. Dieser "zweite Gesundheitsmarkt", zu dem Wellness, Prävention oder auch der Gesundheitstourismus zählen, sei mit rund 26 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben zwar noch vergleichsweise klein, werde aber schnell wachsen, sagt die Volkswirtin der Berenberg Bank, Cornelia Koller: "Gesundheit und Lifestyle werden immer mehr zu einem neuen Healthstyle zusammenwachsen."

Ob neue Ernährungsformen, vorbeugende Maßnahmen gegen Altersbeschwerden, neue Reiseziele oder Angebote für altersgerechtes Wohnen - es gebe viele erfolgsversprechende Unternehmensideen, so Koller. "Gesundheit ist ein Megatrend. Mit zunehmendem Wohlstand sind zudem immer mehr Menschen bereit, in ihre Gesundheit zu investieren."

Hamburg sei bereits gut aufgestellt. Mit dem UKE und der Unfallklinik Boberg gebe es bereits sehr gute Forschungseinrichtungen, mit Philips oder Olympus seien wichtige Medizintechnik-Unternehmen hier angesiedelt, hinzu kämen zahlreiche Start-ups, sagt Straubhaar. In Schwellenländern wachse die Gesundheitsbranche wiederum vor allem durch den Bedarf nach einer medizinischen Grundversorgung für eine stark wachsende Bevölkerung.