Soziales Netzwerk Facebook kauft Fotoplattform Instagram. Das Unternehmen erzielt bisher null Dollar Umsatz

San Francisco. Kurz vor dem Megabörsengang wagt Facebook eine große Übernahme: Das weltgrößte Online-Netzwerk kauft für rund eine Milliarde Dollar (760 Millionen Euro) die Fotoplattform Instagram. Der Dienst soll eigenständig weiterarbeiten und nicht mit Facebook verschmolzen werden, versprach der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Der tatsächliche Kaufpreis könnte schnell noch steigen, da ein Teil in Facebook-Aktien bezahlt wird, die nach dem Börsengang noch an Wert gewinnen könnten.

Instagram ist deutlich kleiner als Facebook: Die Plattform hatte zuletzt rund 30 Millionen Nutzer, während das Online-Netzwerk inzwischen auf 850 Millionen kommt. Über Instagram lassen sich mit dem Smartphone geschossene Fotos mit wenigen Klicks im Bekanntenkreis teilen. Instagram kooperiert neben Facebook auch mit Twitter oder dem Miniblogdienst Tumblr.

Die Nutzer könnten zudem ihre Bilder in andere soziale Netzwerke senden, versicherte Zuckerberg. Auch solle kein Instagram-Nutzer gezwungen werden, Facebook zu nutzen. "Wir denken, es ist ein wichtiger Teil der Erfahrung, dass Instagram mit Diensten jenseits von Facebook verbunden ist." Auch der Instagram-Firmengründer Kevin Systrom versprach im hauseigenen Blog: "Instagram wird bestehen bleiben." Mit Facebook sollten aber neue Funktionen entwickelt werden.

In der Internetgemeinde wird unterdessen spekuliert, warum Facebook die Fotoplattform übernimmt, obwohl Facebook im Prinzip ähnliche Funktionen anbietet - Fotos mit seinen Freunden und Bekannten teilen. Allerdings hat die Instagram-App eingebaute Filter, mit denen man ein Bild auf alt trimmen oder die Farben verzerren kann. Was aber ist an Instagram so besonders, dass es sich lohnen soll, eine Milliarde Dollar für eine Firma mit bislang null Dollar Umsatz und nur einem Dutzend Mitarbeitern zu zahlen? Schlug Mark Zuckerberg übereilt zu, weil die Annäherungsversuche von Rivalen wie Google oder Twitter zu konkret geworden waren? Oder lockte Facebook das große Potenzial von Instagram? Auf 30 Millionen Nutzer kam der Fotodienst schließlich nur mit einer iPhone-App. Als vergangene Woche erstmals auch eine Version des Programms für das Google-Betriebssystem Android verfügbar war, wurde sie innerhalb eines Tages eine Million Mal heruntergeladen.

Facebook stemmt den Zukauf mit Bargeld und eigenen Aktien. Das soziale Netzwerk treibt seit Wochen seinen Börsengang voran, der für Frühsommer erwartet wird. Mit Einnahmen von angepeilten fünf Milliarden Dollar würde es der größte Börsengang einer Internetfirma überhaupt. Zusammen mit den Anteilen, die bei den Alteigentümern wie Zuckerberg verbleiben, dürfte Facebook auf eine Firmenbewertung von 100 Milliarden Dollar kommen.

Die Facebook-Milliarde wird die beiden Instagram-Gründer Kevin Systrom und Mike Krieger sehr reich machen. Zudem ist es ein grandioses Geschäft für Geldgeber, die früh bei der Fotoplattform einstiegen. Darunter sind bekannte Internetinvestoren wie Andreessen Horowitz und Sequoia Capital, aber auch Twitter-Mitgründer Jack Dorsey. Der Instagram-Zukauf soll noch in diesem Quartal abgeschlossen werden. "Das ist ein wichtiger Meilenstein für Facebook, weil es das erste Mal überhaupt ist, dass wir ein Produkt beziehungsweise ein Unternehmen mit so vielen Nutzern übernommen haben", schrieb Zuckerberg.