Dirk Block geht neue Wege. Nach der geschäftlichen Trennung von seinem Vater Eugen baut er die Gastrokette L'Osteria im Norden aus.

Hamburg. Gut ein Jahr nach seinem überraschenden Abschied aus der familieneigenen Block Gruppe wird er seinen großen Auftritt haben. Am 30. August eröffnet Dirk Block an der neuen Hamburger Flaniermeile Opern-Plaza sein Restaurant L'Osteria. Italienische Küche mit dem Flair von Dolce Vita soll für zahlreiche Kunden sorgen. Schließlich bietet sein Lokal rund 180 Plätze plus 80 bei schönem Wetter auf der Terrasse. Gegenüber dem neuen Restaurant befindet sich eine Filiale der familieneigenen Burger-Kette Jim Block und zwei Steakrestaurants von Dirks Vater Eugen Block sind ebenfalls fußläufig erreichbar.

Mit Steaks ist Dirk Block, 37, aufgewachsen. "Als Steppke habe ich neben den Grillern in den Block-House-Läden gespielt", sagt er. Als sein Vater Eugen Block ihn 2007 in den Vorstand berufen und ihn danach zum Vorstandschef gemacht hat, schien der Weg klar. Doch der Sohn konnte nicht immer so wirtschaften, wie er wollte.

+++ Der Italiener +++

Vater Eugen mischt sich gern ein. "Ein Unternehmen ist kein demokratisches Gebilde. Und ich brauche unternehmerische Freiheit", begründet Dirk Block die Trennung. Er sei auf eigenen Wunsch und im Einvernehmen mit dem Vater gegangen - und fand seinen Weg.

Jetzt gibt es Pizza und Pasta statt Steaks. Mit Friedemann Findeis und Klaus Rader, beide McDonald's erprobt und darüber hinaus Mitbegründer der Pastakette Vapiano, will Block deren Konzept einer modernen, aber "bodenständigen" Gastrokette in den Norden importieren. In Süddeutschland gibt es bereits zwölf L'Osteria-Lokale, die im vergangenen Jahr insgesamt einen Umsatz von 23,3 Millionen Euro erwirtschafteten - ein Plus von 50 Prozent gegenüber 2010.

"Italianità authentisch und zugleich zeitgeistig interpretiert", beschreibt Gretel Weiß, Chefredakteurin und Herausgeberin des Deutschen Fachverlags, das Konzept. Im Rahmen der Fachmesse Internorga im März in Hamburg übergab sie den beiden Gründern den "Foodservice-Preis" für deren Leistung. "Findeis und Rader haben sich in die klassische Domäne italienischer Betreiber gewagt. Und das mit außerordentlichem Erfolg", sagte sie in der Laudatio.

Man kennt sich im überschaubaren Kreis der deutschen Großgastronomie. Der Kontakt zu Findeis und Rader sei bereits im vergangenen Sommer entstanden, so Block. Schon vor dem Ausscheiden aus dem vom Vater gegründeten Unternehmen hatte er neben den Steakrestaurants, der eigenen Fleischerei, dem Hotel Grand Elysée und der Firma Block Menue Expansionsmöglichkeiten für die Firmengruppe im Sinn.

Ob des Juniors neue Ideen für die Trennung verantwortlich waren? "Sprechen wir lieber über die Zukunft", sagt Dirk Block. 40 Mitarbeiter sucht er derzeit. Servicekräfte und andere Restaurantfachleute. Blocks Firma ElbGastro und das Unternehmen von Findeis und Rader gingen ein Joint Venture ein, an dem jede Partei 50 Prozent hält. Block ist für die Eröffnung von L'Osterias im gesamten norddeutschen Raum zuständig. "Von Lüneburg bis Lübeck, Kiel, Flensburg oder Sylt", sagt er. Jedes Jahr soll ein neues Lokal hinzukommen. Das nächste könnte nochmals in Hamburg eröffnen, das übernächste in Lüneburg oder Lübeck.

1,5 Millionen Euro investieren der Unternehmer und seine Partner in ihr erstes, 650 Quadratmeter großes, norddeutsches Restaurant gegenüber der Oper. "Ich war gerade acht Wochen in Süddeutschland, habe mir das Konzept von L'Osteria angeschaut, aber auch Salat geschnippelt und Pizzateig geknetet", sagt er. In diesem Bereich ähnelt Dirk Block seinem Vater Eugen. Auch der kümmert sich gern um jedes Glied in der Kette und überlässt nichts dem Zufall.

+++ 25 Prozent mehr Umsatz: Vapiano überholt Block-Gruppe +++

"Jede Pizza wird erst nach der Bestellung belegt. Die Zutaten sind alle frisch", wirbt Block für sein neues Restaurant. Anders als bei Vapiano, wo man sich seine Speisen und Getränke selbst abholt, sollen die Gäste von L'Osteria am Tisch bedient werden. Preislich lässt sich das Angebot jedoch gut mit dem von Vapiano vergleichen: Eine Pizza mit 44 Zentimeter Durchmesser kostet je nach Belag zwischen 8,50 und 10,50 Euro. "Wer will, kann sich auch eine teilen. Dann belegen wir die Pizza auf der einen Seite zum Beispiel mit Salami und Käse und auf der anderen Seite mit Pilzen", so Block. Fleisch steht übrigens nicht auf der Speisekarte und findet sich höchstens geschnetzelt wieder, zwischen Nudeln oder Salat.

Wer böswillig ist, könnte Dirk Block jetzt unterstellen, er sei nur auf den Pastazug aufgesprungen, weil er eine neue Beschäftigung braucht. Doch diesen Verdacht kann er widerlegen. Denn der Unternehmer besitzt bereits seit neun Jahren in Poppenbüttel mit dem Brunello ein eigenes italienisches Restaurant. "Ich bin Italien-Fan", sagt er. Das Restaurant hat er übrigens ohne Hilfe des Vaters aufgebaut.

Die Familie Block hat im vergangenen Jahr eine Situation durchlitten, die in vielen Unternehmen vorkommt. Wenn die eigenen Kinder Chef werden, der Senior dem Junior aber immer noch über die Schulter schaut, kommt es zu Konflikten. So war es in der Hamburger Kaffeedynastie Darboven. Vater Albert und Sohn Ernesto Darboven gehen heute getrennte Wege. Beim Tierpark Hagenbeck ist der Seniorchef Claus Hagenbeck wieder ins Unternehmen zurückgekehrt. Die Block Gruppe wird nun von dem familienfremden Manager Stephan von Bülow geführt. Dirk Block sitzt im Beirat und ist außerdem, wie seine beiden Geschwister, an der Firma beteiligt. "Ich werde auch in Zukunft im Beirat mein Wissen einbringen. Schließlich bin ich mit dem Unternehmen aufgewachsen. Da hängt immer noch viel Herzblut drin."