Der Ex-Unternehmenschef wirft seinem früheren Arbeitgeber Rufschädigung vor. Jetzt verklagt er Solar Millenium auf eine rekordverdächtige Summe.

München. Einem Nackten kann man nicht in die Tasche greifen, sagt der Volksmund. Der schillernde Manager Utz Claassen, der einmal Chef des Energieversorgers EnBW und 2010 auch kurzzeitig Vorstandsvorsitzender des vorigen Dezember pleitegegangenen Sonnenkraftwerksbauers Solar Millennium war, versucht es dennoch. Vor einem US-Gericht hat er jetzt die Pleitefirma auf die rekordverdächtige Schadenersatzsumme von 265 Millionen Dollar (199 Millionen Euro) verklagt. Das bestätigte Claassen-Anwalt Mark Hilgard. Sein Mandant fühle sich von Solar Millennium in seinem Ruf geschädigt, verleumdet und diffamiert.

Claassen müsse erst in den USA mit seiner Klage durchkommen, sagte ein Sprecher des Solar-Millennium-Insolvenzverwalters Volker Böhm. Dann müsse das Urteil in Deutschland anerkannt werden. "Und selbst dann gibt es noch Zehntausende andere Gläubiger", sagte Böhms Sprecher mit Blick auf die riesige Zahl von Privatanlegern, die sich bei Solar Millennium finanziell engagiert hatten. Für sie geht es in der Summe um knapp 230 Millionen Euro. Gleichzeitig dürfte beim Pleiteunternehmen nicht mehr viel zu holen sein.

Denn insolvent ist mittlerweile nicht nur die deutsche Muttergesellschaft in Erlangen sondern auch die US-Tochter, die als der potenziell werthaltigste Teil des Solarkonzerns galt. Einer Vielzahl von Gläubigern mit hohen Ansprüchen steht also eine Insolvenzmasse mit potenziell wenig Wert gegenüber.

Als Claassen sich zur US-Klage entschlossen hat, sah das noch anders aus. Die Klage habe einen längeren Vorlauf erfordert, erklärt sein Frankfurter Anwalt Hilgard. Als sie eingereicht wurde, seien die US-Töchter von Solar Millennium noch nicht pleite gewesen. Seinem Mandanten sei es aber Ernst. Claassens Abgang 2010 nach 74 Tagen als Vorstandschef von Solar Millennium habe den 48-Jährigen in einem so schlechten Licht dastehen lassen, dass er danach keine adäquaten Managerposten mehr bekommen habe. Dafür nehme er die Pleitefirma nun in den USA in Regress.

Der Manager und Solar Millennium streiten sich bereits vor einem Nürnberger Gericht. Hier geht es um die Rechtmäßigkeit einer seinerzeitigen Antrittsprämie Claassens in Höhe von neun Millionen Euro.