Volkswagen investiert 15 Milliarden Euro in ein neues Produktionssystem. Nach dem historischen Gewinnplus dürfte das Ergebnis 2012 stagnieren.

Hamburg. Das heiß diskutierte Thema "Frauen in Führungspositionen" bekommt bei Volkswagen derzeit eine neue Dimension, fernab von Quoten und anderen weiblichen Karrierewegen. Ursula Piëch , Ehefrau von VW-Patriarch Ferdinand Piëch, zieht in den Aufsichtsrat des Konzerns ein, wie am Wochenende bekannt wurde. Der Vorstand des größten europäischen Autobauers äußerte dazu gestern seine Zustimmung. Die Ehefrau des Aufsichtsratschefs werde den Konzern nach seiner Überzeugung weiter voranbringen, sagte VW-Chef Martin Winterkorn gestern bei der Vorstellung der Unternehmensbilanz 2011 in Wolfsburg: "Frau Piëch ist eine Frau, die ich seit vielen Jahren kenne und die eine sehr kompetente und unternehmerisch denkende Persönlichkeit ist."

Auch Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch reagierte positiv auf die Nominierung der 55-Jährigen, die den Aktionären bei der Hauptversammlung am 19. April für die Wahl in das Kontrollgremium vorgeschlagen werden soll. "Wir sind sehr zufrieden, dass die Eigentümerseite die Strategie, die der Konzern umsetzt, vollumfänglich mitträgt. Insofern begrüßen wir diese Nominierung ausdrücklich", sagte Pötsch. Die Familien Piëch und Porsche sind die größten Anteilseigner bei Volkswagen.

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Der Wechsel im Aufsichtsrat vollzieht sich bei dem Konzern in einer Zeit, die große Veränderungen für den Autobauer bringen wird. Nach dem historischen Gewinnplus des vergangenen Jahres kündigte der Wolfsburger Autobauer für 2012 ein nur stagnierendes Ergebnis an. "Zunächst müssen wir die erheblichen Entwicklungs- und Anlaufkosten wieder einspielen", begründete Konzernchef Martin Winterkorn die Wachstumsdelle.

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Die Werke sollten auf den "Modularen Querbaukasten" umgerüstet werden, dessen Einführung sich das Unternehmen in den nächsten Jahren 15 Milliarden Euro kosten lässt. Durch das neue Produktionssystem sollen die Kosten um bis zu 30 Prozent sinken, da die Zahl an Gleichteilen steigt und sich die Entwicklungszeiten verkürzen.

Den Auftakt der nach der neuen Architektur gebauten Modelle macht der A3 von Audi, der dieser Tage erstmals auf dem Genfer Autosalon einem größeren Publikum gezeigt wird. Im Herbst folgt der Bestseller Golf in siebter Generation. Das neue Baukastenprinzip kommt für kleinere Modelle und Kompaktwagen infrage - drei Viertel der Autos im Konzern - deren Motoren quer zur Fahrtrichtung eingebaut werden. Der Umsatz von zuletzt knapp 160 Milliarden Euro soll 2012 weiter zulegen. Dazu trägt alleine schon die volle Einbeziehung des Münchner Lkw-Bauers MAN in die Bilanz bei, den VW im Herbst unter seine Kontrolle gebracht hatte, und der mit der schwedischen VW-Tochter Scania enger zusammenarbeiten soll. 2013 will Volkswagen auch beim Gewinn wieder durchstarten. Danach soll sich der Aufstieg nach Wolfsburger Denkart ungebremst fortsetzen: "Der Konzern hat die Grundlage dafür gelegt, um in Sachen Rendite auch langfristig in eine neue Liga vorzustoßen", sagte Winterkorn. Die für 2018 gesteckte Zielmarke von acht Prozent hat Volkswagen mit 7,8 Prozent Rendite (operative Marge) bereits im abgelaufenen Jahr fast erreicht.

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Schon das Erreichen des Vorjahresniveaus ist allerdings ehrgeizig, denn im abgelaufenen Ausnahmejahr steigerte der Elf-Marken-Konzern den Betriebsgewinn um 60 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro. Alleine aus China flossen davon 2,6 Milliarden Euro in die Konzernkassen. Mit weltweit 8,3 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen 2011 hat VW sein Ziel von zehn Millionen Einheiten 2018 greifbar nahe. Bis dahin will der Konzern auch Weltmarktführer sein.

Von dem im abgelaufenen Jahr auf 16 Milliarden verdoppelten Reingewinn profitieren Mitarbeiter, Vorstand und Aktionäre durch höhere Boni und Dividenden. Die Dividende an die Stammaktionäre, darunter die Porsche SE, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar, soll um 80 Cent auf drei Euro je Aktie angehoben werden. Profiteure dieser erhöhten Ausschüttung sind als größte Aktionäre wiederum die Familien Piëch und Porsche.