Auf den ersten Blick sieht der Rekordgewinn von Volkswagen nach einem traumhaften Ergebnis aus. Mit 16 Milliarden Euro erreichte VW 2011 eine ungewöhnliche Bestmarke - so viel hat bisher noch kein anderes Unternehmen in einem einzigen Jahr verdient. Entsprechend schnellen die Bezüge des Spitzenmanagements in Wolfsburg nach oben. Die gesamte Vorstandsriege kassiert gut 70 Millionen Euro, doppelt so viel wie im Vorjahr. Die Mitarbeiterbeteiligung klettert auf 7500 Euro - und VW-Chef Martin Winterkorn bekommt mit 17,5 Millionen Euro mehr als jeder andere deutsche Konzernlenker.

Trotz der Rekorde bei Verdienst und Ergebnis ergibt sich bei genauerem Hinschauen ein weniger erfolgsverwöhntes Bild: Operativ, also im alltäglichen Geschäft mit Fahrzeugen, verdiente VW nur elf Milliarden Euro. Das sind in Relation zum Umsatz gut sieben Prozent: Im Vergleich zu anderen deutschen Herstellern wie Daimler und BMW liegt damit die Rendite um einige Prozentpunkte niedriger.

VW bleibt wenig Zeit zum Ausruhen, auch angesichts konjunktureller Unwägbarkeiten. In diesem Jahr dürfte der Automarkt in Europa nicht mehr wachsen, sondern schrumpfen. In wichtigen Regionen wie China, USA und Russland sind die Aussichten schwer abschätzbar.

VW kann sein Ziel, bis 2018 zum erfolgreichsten Fahrzeughersteller der Welt aufzusteigen, aber durchaus erreichen. Neue Modelle und eine intelligente Reform der Produktion sichern das Wachstum. Der Konzern darf dabei nur nicht den Blick für die Risiken verlieren.