Vorläufiger Plan über Jobstreichungen bei Schlecker liegt vor, Hälfte der Jobs in Hamburg fällt weg. Senator Scheele wil helfen.

Hamburg. Nun ist eingetreten, was die Schlecker-Frauen in Hamburg seit zwei Wochen befürchtet hatten. Der Rettungsplan des Insolvenzverwalters liegt vor. Er sieht die Streichung der Hälfte der 240 Arbeitsplätze in Hamburg vor. Das bestätigte Arno Peukes, Fachbereichsleiter Handel bei der Gewerkschaft Ver.di, gestern am Rande einer Solidaritätsdemonstration auf dem Rathausplatz.

"Die Listen liegen den Betriebsrätinnen vor, sie sollen nun den Streichbedarf prüfen. Die Ergebnisse gehen in die Verhandlungen der nächsten Woche mit ein", sagte Peukes. Der geplante Stellenabbau in der Hansestadt liegt damit auf Bundesniveau. Von den rund 25 000 Angestellten der Drogeriekette sollen 11 750 ihren Job verlieren.

Unterstützung erhalten die Hamburger Schlecker-Angestellten unterdessen aus dem Senat. Arbeitssenator Detlef Scheele (SPD) sicherte gestern im Gespräch mit Betriebsrätinnen des Konzerns seine Hilfe zu. Es sei das oberste Ziel, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten, sagte Scheele.

Für die Mitarbeiterinnen, denen eine Kündigung droht, müssten darüber hinaus schnellstmöglich Perspektiven geschaffen werden. Mit persönlichen Briefen an die Konkurrenz, wie Budnikowsky oder Rossmann, will Scheele dafür werben, die Betroffenen unbürokratisch zu übernehmen. Darüber hinaus wolle er gemeinsam mit dem Chef der Hamburger Arbeitsagentur Sönke Fock nach weiteren Wegen suchen, um gekündigte Verkäuferinnen schnellstmöglich wieder in Arbeit zu bringen. Die gute konjunkturelle Lage müsse dafür genutzt werden, so Scheele.

+++ Budni bietet Jobs für Mitarbeiter von Schlecker +++

Bereits zuvor hatten die Schlecker-Frauen Kontakt zu Wirtschaftssenator Frank Horch aufgenommen. Er verwies jedoch auf die Zuständigkeit Scheeles in dieser Phase der Insolvenz, sagte aber seine Hilfe zu, falls Bürgschaften nötig werden sollten. Dieser Fall könnte eintreten, um Warenlieferungen über den 1. April abzusichern. Dann soll das Insolvenzverfahren des Unternehmens aus dem baden-württembergischen Ehingen eröffnet werden.

Gestern gab es in vielen Städten Solidaritätsdemonstrationen. In Hamburg zogen rund 100 Mitarbeiterinnen und Unterstützer zu einer Kundgebung vor das Rathaus. Darunter auch die Mitglieder der Bürgerschaft Kersten Artus (Linke) und Andreas Dressel (SPD). Dressel sagte, dass man sich vor dem Hintergrund der Insolvenz auch fragen müsse, warum jede dritte erwerbstätige Frau in Hamburg in Teilzeit arbeite, aber nur jeder zehnte Mann.