Preise sollen 2012 stabil bleiben. Interview mit Hapag-Lloyd-Kreuzfahrtenchef Sebastian Ahrens.

Hamburg. Die Unglücke der Kreuzfahrtschiffe "Costa Concordia" und "Costa Allegra" haben die Branche erschüttert. Über die Folgen sprach das Abendblatt mit Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten-Chef Sebastian Ahrens.

Hamburger Abendblatt: Herr Ahrens, würden Sie in diesem Jahr noch zu einer Kreuzfahrt auf einem Schiff der italienischen Costa-Reederei starten?

Sebastian Ahrens : Es gibt für mich keinen Grund, jemanden von einer Reise mit Costa abzuhalten.

Welche Folgen werden die Unfälle der Costa-Schiffe für die Branche haben?

Ahrens :Den seit Jahren anhaltenden Boom werden sie nicht beenden. Die aktuelle Diskussion scheint mir ohnehin wundersam.

Aber nach den Todesfällen auf der "Costa Concordia" fragen sich natürlich viele, wie sicher sie an Bord eines Schiffes sind. Was ist daran nicht nachvollziehbar?

Ahrens : Bei der Havarie der "Costa Concordia" handelt es sich um einen tragischen Einzelfall durch menschliches Versagen. Bei dem Unglück im Indischen Ozean um einen technischen Zwischenfall, bei dem die Besatzung nach Aussagen der Passagiere überlegt gehandelt hat. Solche Vorfälle sind extrem selten. Beim Absturz eines Jumbojets, bei dem ein Pilot sich leichtsinnig verschätzt hätte, würde man nicht darüber diskutieren, ob Fliegen noch sicher ist. Kreuzfahrten sind eine sehr sichere Urlaubsform, wahrscheinlich sogar die sicherste.

Die Branche hat zuletzt davon profitiert, dass Pauschalurlauber vom Hotel auf ein Schiff wechselten. Werden sich diese Touristen wieder anders entscheiden?

Ahrens : Ich glaube nicht, dass sich der Trend ändert. Hintergrund dafür ist auch unsere neue Marktforschungsstudie, nach der die Wünsche der Urlauber auf See und an Land relativ ähnlich sind. Alle wollen eine interessante Reiseroute oder eine gute Lage des Hotels, gute Essensqualität, eine Restaurantauswahl und ein Unterhaltungsprogramm. Im Vergleich waren die Seereisenden zufriedener.

Werden die Preise in diesem Jahr sinken, um Seereisen attraktiv zu machen?

Ahrens : 2011 ist der Durchschnittspreis pro Tag um zwei Euro auf 185 Euro gestiegen. 2012 bleiben die Preise stabil.

Müssen die Anforderungen an Traumschiffkapitäne neu definiert werden?

Ahrens : Die heutigen Standards für Qualifikation und Training sowie die internationalen Sicherheitsbestimmungen reichen völlig aus. Jede Reederei muss aber die Frage beantworten, ob ihre Kapitäne sorgfältig ausgesucht sind.

Herr Ahrens, im Herbst gingen Sie davon aus, dass die Zahl der Passagiere auf See bis 2020 von heute knapp 1,4 Millionen auf mehr als drei Millionen Gäste steigen wird. Bleiben Sie dabei?

Ahrens : Es gibt keinen Grund, von der Vorhersage abzurücken.