Arbeitslosenquote liegt im Februar bei 7,8 Prozent. Viele neue Jobs in der Gastronomie und im Gesundheitsbereich

Hamburg. Hamburgs Firmen suchen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern. Allein Otto will mehr als 500 neue Mitarbeiter einstellen, vor allem Fach- und Führungskräfte. 75 Prozent davon benötigen einen Hochschulabschluss. Das Versandhaus ist der zweitgrößte Onlinehändler für Mode und Lifestyle und baut das Geschäft im Internet weiter aus, denn die Verbreitung von Smartphones und Tablet-Computern ermöglicht fast überall mobiles Einkaufen. Im vergangenen Jahr kauften die Deutschen so viel im Internet wie noch nie. "Deshalb wächst bei uns der Bedarf an qualifizierten IT-Mitarbeitern", sagt Otto-Vorstand Alexander Birken. Gesucht werden Fachkräfte mit drei bis vier Jahren Berufserfahrung wie auch Berufseinsteiger mit einem hohen Maß an Kundenorientierung. Allein in den vergangenen zwölf Monaten wurden bei Otto 1000 Stellen neu und nachbesetzt, der überwiegende Anteil mit Bewerbern von außerhalb des Konzerns.

Auch beim neuen Projekt des Hamburger Gastronomen Eugen Block läuft die Einstellung auf Hochtouren. Für das Block Bräu an den Landungsbrücken, das Anfang April eröffnen soll, sind bereits rund 50 neue Mitarbeiter eingestellt. "Sie haben heute ihren ersten Arbeitstag", sagt Claudia Driver, Geschäftsführerin des Block Bräu. "Noch suchen wir 20 weitere Mitarbeiter, vor allem Köche, Küchenhilfen und Servicemitarbeiter."

Angesichts dieser Perspektiven ist Sönke Fock optimistisch. "Der Hamburger Arbeitsmarkt ist sehr robust und hat eine hohe Dynamik", sagt der Chef der Agentur für Arbeit in Hamburg. Allein im Gastgewerbe wurden innerhalb eines Jahres 1233 neue sozialversicherungspflichtige Stellen geschaffen. Damit gehört die Branche neben Gesundheits- und Sozialwesen, Handel, Finanzdienstleistungen und Logistik zu den Wirtschaftszweigen, die für neue Jobs in der Hansestadt sorgen.

Zwar gibt es auch unter den Arbeitslosen rund 3400 Kochhelfer und 1500 Gastronomiefachkräfte (s. Tabelle). "Doch die meisten Unternehmen benötigen gestandene Köche und keine Küchenhilfen", sagt Gregor Maihöfer, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes Dehoga in Hamburg. Bei den als arbeitslos erfassten Gastronomiefachkräften sei die Frage, wie lange sie schon nicht mehr in ihrem Beruf gearbeitet haben. "Gaststätten und Hotels in Hamburg suchen zwar Mitarbeiter, aber die Anforderungen sind auch sehr hoch", sagt Maihöfer.

Das kalte Winterwetter im Februar hatte in Hamburg keine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Mit 72 897 Arbeitslosen blieb die Zahl im Vergleich zum Vormonat fast unverändert. Die Arbeitslosenquote verharrt bei 7,8 Prozent. Aber im Vergleich zum Vorjahresmonat verringerte sich die Arbeitslosigkeit weiter um 4,8 Prozent.

Nach wie vor ist es für die Jobsuchenden, die von der Arbeitsagentur betreut werden, leichter, wieder eine neue Anstellung zu finden. Innerhalb eines Jahres verringerte sich ihre Zahl um 8,2 Prozent. Doch die Erholung auf dem Arbeitsmarkt kommt allmählich auch im Jobcenter an. Dort werden die Langzeitarbeitslosen betreut, die in der Regel länger als ein Jahr ohne Beschäftigung sind. Ihre Zahl verringerte sich innerhalb von zwölf Monaten um 3,4 Prozent. "Auch diese Menschen haben eine gute Chance, vom Jobwunder zu profitieren, wenn sie nicht unqualifiziert sind", sagt Fock. "Je größer der Personalbedarf der Firmen ist, desto eher sind sie auch bereit, Leute einzustellen, die länger nicht gearbeitet haben." Häufig biete sich hier ein Praktikum an, damit die Arbeitgeber die Bewerber besser kennenlernen könnten. In Hamburg gibt es rund 15 500 freie Stellen, die der Arbeitsagentur gemeldet wurden.

Trotz dieser Erfolge am Arbeitsmarkt sieht der DGB die Gefahr, dass viele Beschäftigte von ihrer Arbeit nicht leben können. So müssen in Hamburg nach Berechnungen der Gewerkschaft jährlich rund 6,4 Millionen Euro an Steuermitteln aufgewendet werden, um Geringverdienern mit Vollzeitjob das Existenzminimum zu sichern.

Bundesweit hat die Arbeitslosigkeit wegen der Kälte leicht um 26 000 Personen auf 3,11 Millionen zugenommen. Doch schon im März wird wieder mit sinkenden Zahlen gerechnet. "Dann schon könnten es wieder weniger als drei Millionen sein", sagte Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit. Nichts deute auf eine Verschlechterung der Lage hin.