Die Buss-Gruppe baut ein neues Terminal für Schwergut und Container. Davon könnte auch Hamburg profitieren. Weiterer Ausbau denkbar.

Stade. Ein scharfer Wind zieht westwärts von der Elbe her über den Terminal. Mirco Amling, 31, steht auf dem Dach des Verwaltungscontainers und blickt über die weite asphaltierte Fläche von 35 000 Quadratmetern. "Sobald der Frost vorüber ist, wollen die Bauunternehmen die letzten Arbeiten ausführen", sagt der Projektleiter des Hamburger Hafenunternehmens Buss. "Im April kann hoffentlich das erste Schiff entladen werden."

Seit fünf Jahren arbeitet Amling an der Realisierung des Terminals. Genehmigungsrechtliche Probleme verzögerten das Projekt. Im August begannen die von Buss beauftragten Bauunternehmen mit der Fertigstellung der Fläche, die bis dahin Deichvorland war. Buss errichtet ein sogenanntes Mehrzweckterminal. Vor allem Schwergut - etwa Maschinenteile oder Fabrikausrüstungen - sollen künftig in Stade verfrachtet oder angelandet werden, aber auch Container oder Schüttgut.

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Terminals mit gemischter Nutzung betreibt Buss am Stammsitz in Hamburg und in mittlerweile sechs anderen Städten, darunter Antwerpen und Duisburg. Stade wird der siebte zusätzliche Standort sein. Zur Be- und Entladung der Schiffe wird zunächst ein mobiler Hafenkran eingesetzt, außerdem kleinere Fahrzeuge wie Gabelstapler.

Der Neubau wertet den Hafen von Stade weiter auf. Bislang dienen die Kaianlagen dort vor allem der Versorgung des Chemiewerks von Dow Chemical und der Aluminiumoxid-Hütte unmittelbar hinter dem Buss-Terminal. Rund 40 Massengutfrachter im Jahr landen für die Hütte bis zu drei Millionen Tonnen des Rohstoffs Bauxit in Stade an. "Mit dem neuen Terminal wird ein erster Schritt getan, um den Seehafen Stade in einen vielseitigen und leistungsfähigen Hafen- und Logistikstandort in der Metropolregion zu entwickeln", sagt Heinrich Ahlers, Geschäftsführer der Buss-Group.

Vom Ausbau des Stader Hafens dürfte indirekt auch Hamburg profitieren. Seit 2009 versuchen die Häfen an der Unterelbe - neben Hamburg sind es Stade, Glückstadt, Cuxhaven und Brunsbüttel - ihre Arbeit enger zu koordinieren. Zudem treten die Hafenstandorte mittlerweile in der Vermarktung gemeinsam auf. Die Unterelbehäfen verfügen über Hafen- und Industrieflächen, die in Hamburg deutlich knapper sind. Industrieansiedlungen in Hamburgs Nachbarstädten helfen der gesamten Metropolregion.

Fast alle führenden Windkraftunternehmen etwa haben mittlerweile Repräsentanzen, Forschungseinrichtungen oder auch ihre Zentralen in der Hansestadt, etwa Siemens, Nordex und Repower Systems. Für die Produktion von Windkraftwerken aber besitzt Hamburg nicht die optimalen Flächen. Die wiederum haben Städte wie Brunsbüttel oder Stade. Brunsbüttel wirbt um die Ansiedlung eines Windkraftunternehmens neben seinem Elbehafen. Und in Sichtweite des neuen Buss-Terminals in Stade produziert der französische Energiekonzern Areva bereits Rotorblätter für seine Windkraftwerke. Genutzt wird dafür eine frühere Halle des stillgelegten Stader Aluminiumwerks.

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"Das neue Terminal in Stade kann den Hamburger Hafen und auch die Straßenverkehre ergänzen und entlasten", sagt Michael Berger, Mitglied der Geschäftsführung bei Buss Port Logistics. "Material für Airbus etwa, das bislang vom Hamburger Hafen gebracht wird, könnte künftig vielleicht teils auch über Stade kommen. Denkbar wäre das auch für Baumaterial zum Autobahnbau in der Region."

Brunsbüttel hat bereits vor Jahren eine enge Verbindung zu Hamburg geknüpft. Seit 2007 wird an der Unterelbe das Kupferkonzentrat für die Hamburger Hütte Aurubis von Seeschiffen angelandet und von dort aus auf Binnenschiffen nach Hamburg gebracht. Rund 1,2 Millionen Tonnen sind es im Jahr. Früher wurde das Kupferkonzentrat auf Steinwerder mitten im Hamburger Hafen angelandet. Dort soll in den kommenden Jahren das neue Zentralterminal Steinwerder entstehen, auf dem womöglich auch Industrieproduktion angesiedelt wird. Auch Buss muss sein bisheriges Terminal auf Steinwerder dafür räumen. "Am Beispiel Brunsbüttel sehen wir, wie gut die Kooperation der Unterelbehäfen praktisch funktioniert", sagt Bengt van Beuningen von Hamburg Hafen Marketing. "Das lässt sich sicher in vieler Hinsicht weiter ausbauen und vertiefen."

In Stade wiederum muss der erste Bauabschnitt des Terminals nicht der letzte bleiben. Die neue Kaimauer dort ist 210 Meter lang. Schiffe mit bis zu 180 Meter Länge und 8,50 Meter Tiefgang können dort abgefertigt werden. Eine Erweiterung würde zwar umfangreiche Planungs- und Genehmigungsverfahren voraussetzen. Doch sollte sich das Terminal in Stade als Erfolg erweisen, erscheint ein Ausbau denkbar.

Theoretisch könnte die Kaimauer wohl auf bis zu einen Kilometer verlängert werden. "Das geht allerdings nur mit enger Einbindung der Bevölkerung", sagt Buss-Manager Berger mit Blick auf den großen Widerstand gegen zahlreiche Infrastrukturprojekte in Deutschland. "Den Stader Hafen kann man nur gemeinsam mit den Stadern entwickeln."