Hamburger Kontaktportal Meetone hat schon 300.000 Nutzer. Kooperation mit Sendergruppe ProSiebenSat.1 soll Bekanntheit rasant steigern.

Hamburg. Die Werbung, die derzeit auf ProSieben, Sat.1 und Kabel eins zu sehen ist, hat den Charakter eines Ohrwurms. "Meet one for run, meet one for fun, meet one for flirt, meet one forever ", singen kleine knetgummiartige Figuren. Sie werben mit witzig erzählten Comics dafür, auf der Internetplattform "meetOne.com" neue Leute zu treffen (englisch "meet one" für jemanden treffen), um gemeinsam Spaß zu haben, sich zum Sport zu verabreden oder den Partner fürs Leben zu finden.

Meetone ist eine Ausgründung aus der spektakulär schnell wachsenden Hamburger Spieleschmiede Bigpoint , die inzwischen mehr als 800 Mitarbeiter zählt. Liudmila Sukhareva und Nils Holger Henning gehörten bei Bigpoint zur Führungsspitze um den Gründer Heiko Hubertz. Bei Meetone wollen sie nun ein weiteres zartes Pflänzchen in der Internetlandschaft kräftig zum Wachsen bringen.

Es ist ein Unterfangen mit Risiko, denn Flirt- und Singleportale wie Parship, Elitepartner oder Meetic spüren den Konkurrenzdruck in der Kontaktnische des Internets, zumal auch die bekannten sozialen Netzwerke wie Facebook oder Xing immer stärker für die Partnersuche genutzt werden. "Auf Facebook pflegen die Leute aber nach wie vor hauptsächlich ihre bestehenden Freundschaften", beschreibt Henning das Marktumfeld von Meetone. "Bei uns kann dagegen jeder neue Freunde kennenlernen."

Die Internetseite mit Firmensitz in der Hamburger Altstadt vereint Elemente von sozialen Netzwerken und Dating-Plattformen. Das Geschäftsmodell ähnelt dabei nicht zufällig dem der Bigpoint-Spiele. Auch Meetone setzt auf das sogenannte Freemium-Modell, bei dem Basisfunktionen kostenlos genutzt und Zusatzwerkzeuge bezahlt werden müssen.

Während die Spieler bei den Bauernhofsimulationen von Bigpoint Trecker und Saatgut kaufen müssen, um ihre virtuellen Felder bewirtschaften zu können, kosten bei Meetone Suchfunktionen für andere Leute oder die Möglichkeit, sich als attraktiver Freund besonders in Szene zu setzen, jeweils ein paar Cent. Wer sich bei besonders vielen Nutzern als möglicher Kinofreund, Mitjogger oder Flirtkontakt bekannt machen will, kann sich mit seinem Foto einen oberen Platz auf der Internetseite erkaufen. "Renee hat Lust auf Coffee", steht dann mit Bild neben "Raphaela hat Lust auf Flirt", bestens zu sehen für die gesamte Meetone-Gemeinde. Diese Art Kontaktanzeige bleibt für einen Beitrag von rund zehn Cent dort stehen, bis sich andere Mitglieder die eigene Präsentation im Rampenlicht erkaufen.

+++Hamburg ist Sitz wichtiger Internet-Kontaktbörsen+++

Mehr als 300 000 Nutzer sind auf der 2011 gestarteten Meetone-Seite nach Angaben der Betreiber bereits registriert, 2000 kämen täglich dazu. Die meisten gehören zur Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen, zwei Drittel geben ihren Beziehungsstatus als "Single" an. 95 Prozent von ihnen geben allerdings kein Geld aus, um bei den anderen Mitgliedern schneller ans Ziel zu kommen. Die zahlenden Freundesucher lassen im Schnitt zehn Euro im Monat bei Meetone, so Henning. Auch 10 700 Hamburger suchen derzeit nach Bekanntschaften auf der Plattform, 190 von ihnen wünschen sich beispielsweise einen Tennispartner.

Auch Meetone selbst hat schon zahlreiche Partner gefunden - als Geldgeber: Neben Heiko Hubertz von Bigpoint (20 Prozent Anteil) und dem Hamburger Internetpionier Peter Kabel ist mit 29 Prozent die ProSiebenSat.1-Gruppe an der Firma mit ihren bisher zwölf Mitarbeitern beteiligt. ProSieben verfolgt mit dem Investment das Ziel, auf dem Weg vom traditionellen Fernsehsender zum digital vernetzten Konzern etwas schneller voranzukommen als aus eigener Kraft.

Meetone biete ein Produkt, das Entertainment mit einem innovativen Geschäftsmodell kombiniert, begründete kürzlich ProSiebenSat.1-Vorstand Christian Wegner den Einstieg bei dem Hamburger Start-up. Im Gegenzug für die professionelle Verankerung in der Internetgemeinde bekommt Meetone bei den Fernsehsendern der ProSiebenSat1-Gruppe kostenfreie Werbezeiten. Daher auch die Omnipräsenz des Ohrwurmspots im Fernsehen. Beim bekannten Internetspiele-Anbieter Bigpoint läuft dieses Geben und Nehmen übrigens ähnlich: ProSiebenSat.1 wirbt mit Spots für die Hamburger, im Gegenzug bekommt der Sender eine Umsatzbeteiligung am Verkauf virtueller Güter.

Die Freundschaft zwischen Meetone und ProSiebenSat.1 könnte sich in Zukunft indes noch vertiefen: Der Sender sieht vielfältige Möglichkeiten, die für Werbekunden attraktive, junge Meetone-Gemeinde mit TV-Formaten zu verknüpfen. Während Renee sich bei Meetone bisher lediglich zum Kaffee verabredet und Raphaela Flirtkontakte sucht, werden sich die beiden dort bald wohl auch als Models für Fernsehshows bewerben oder andere Meetone-Mitglieder als Nachwuchsmoderatoren vorschlagen können.