Banken werben mit Prämien und Gratismodellen bei der Girokonto-Eröffnung. Doch nicht selten tappen Kunden dann in versteckte Kostenfallen.

Hamburg. Die Angebote der Geldinstitute sind verlockend: 120 Euro verspricht die Postbank neuen Kunden, wenn sie bei ihr ein Girokonto eröffnen. Bei der Commerzbank bekommen Neukunden noch 50 Euro. Beide Institute werben zudem mit einem kostenlosen Gehaltskonto. "Für die Banken ist das ein Lockmittel, um später noch andere Finanzprodukte verkaufen zu können", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Denn wer den Gehaltseingang bei sich verbuchen kann, ist bestens über die finanziellen Verhältnisse informiert. Als Erste gingen die Direktbanken mit dem Konto ohne Gebühr an den Start. Dann zogen die meisten großen Geschäftsbanken nach. Acht von zwölf Filialbanken bieten in Hamburg mittlerweile ein Konto ohne monatlichen Grundpreis an.

"Doch kaum ein Konto ist wirklich kostenlos", sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung. Viele Dienstleistungen rund um das Konto kosten extra. "Denn Geldabheben im Ausland, die Nutzung des Dispositionskredites oder auch eine Scheckeinreichung verursachen Kosten", sagt Herbst.

Das Abendblatt hat deshalb einen Test gemacht. An drei verschiedenen Kundentypen - von der Rentnerin bis zum gut verdienenden Ehepaar -wurde überprüft, was das Konto pro Jahr wirklich kostet. Berechnungsgrundlage sind alle Zahlungsvorgänge, die Nutzung des Dispositionskredites, die Geldbeschaffung im Ausland, die Nutzung einer Kreditkarte oder auch die Einreichung von Verrechnungsschecks und Überweisungen oder die Änderung von Daueraufträgen. Je nach Kundentyp werden diese Leistungen unterschiedlich genutzt. Keine Bank ist unter den Filialinstituten für alle Kundentypen der günstigste Anbieter. Es kommt immer darauf an, welche Leistungen beansprucht werden. "Wer sein Konto häufig überzieht, muss vor allem auf die Höhe des Dispozinses achten", sagt Castelló. In dem Vergleich reichen die Konditionen von 7,90 Prozent (DKB) bis 14,50 Prozent (Targobank). Wer häufig im Ausland ist, sollte fragen, was dort das Geldabheben am Automaten kostet.

Postbank und Commerzbank gehören jedenfalls für die Rentnerin nicht zu den günstigsten Anbietern. Vor allem kann die Rentnerin, obwohl sie nur wenige Bankdienstleistungen nutzt, mit 800 Euro Rente im Monat das kostenlose Modell der beiden Institute gar nicht nutzen. Ihr Geldeingang ist zu gering. 1000 Euro müssen es bei der Postbank sein, 1200 Euro bei der Commerzbank, um die Monatspauschale von bis zu 6,90 Euro erlassen zu bekommen. Die Folge: Knapp 96 Euro muss die Seniorin bei der Commerzbank zahlen. "Kostenlose Konten können teuer werden, wenn durch Krankheit oder Arbeitslosigkeit der Geldeingang sinkt", sagt Castelló.

Am besten ist die Rentnerin bei der Sparda-Bank Hamburg, der Targobank und der Norisbank, einer Tochter der Deutschen Bank, aufgehoben. Die jährlichen Kosten von knapp einem Euro resultieren aus der geringen Kontoüberziehung am Monatsende. Der Single mit 1600 Euro Gehaltseingang findet das günstigste Konto unter den Filialbanken bei der PSD Bank Nord. Nachteil: Es gibt nur eine Filiale. Eine Alternative sind die Sparda-Bank Hamburg und die Norisbank mit zwöl bzw. 14 Euro Jahreskosten, aber mehr Filialen.

+++Großer Vergleich: Kinderkonto bringt bis fünf Prozent Zinsen+++

Das Ehepaar beansprucht mit seinem Gemeinschaftskonto die meisten Bankdienstleistungen. Zwei Kreditkarten, häufige Nutzung von Geldautomaten im Ausland und das Zusenden der Kontoauszüge per Post nach Hause können die Kontogebühren in die Höhe treiben. Nicht so bei der Targobank, dem günstigsten Filial-Anbieter für das konsumfreudige Ehepaar. Mehr als die Überziehungszinsen von knapp sieben Euro im Jahr müssen sie für das "Best-Konto" nicht entrichten. Weitere günstige Anbieter für das Paar sind PSD Bank Nord und Postbank.

Nicht direkt vergleichbar, aber noch günstiger kann das Joker-Konto der Hamburger Sparkasse sein. Es gehört zwar zu den teuersten, bietet aber dafür neben dem Kontoservice über 50 Vergünstigungen, die vom kostenlosen weltweiten Notfall-Bargeldservice bis zum vergünstigten Ticketservice reichen. "Wenn das Ehepaar fünfmal im Jahr ins Kino geht, einmal Hagenbeck besucht und eine Reise über den HaspaJoker im Wert von 3000 Euro bucht, dann spart es allein durch diese Preisvorteile 224 Euro. Das ist mehr, als das Konto kostet", rechnet Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg vor.

Auch andere Banken setzen auf zusätzliche Vorteile. So erhalten die Kunden der Sparkasse Harburg-Buxtehude Preisvorteile bei Partnerunternehmen: von der Sportveranstaltung bis zur Volkshochschule. Bis zu zwei Cent Rabatt pro Liter Kraftstoff gibt es für Postbank-Kunden bei Shell-Tankstellen.

Wer konsequent auf eine Filiale verzichten kann, erhält bei den Direktbanken zum Teil wirklich Konten zum Nulltarif. Oder es bringt sogar noch einen winzigen Ertrag wie im Fall des Singles bei der DKB, weil das Guthaben verzinst wird. Zu den günstigsten Anbietern gehören neben der DKB Comdirect und die ING-DiBa. Die ersten beiden Institute sind auch deshalb so günstig, weil mit einer kostenlosen Kreditkarte fast überall Geld abgehoben werden kann, ohne dass Gebühren anfallen. Die Rentnerin (im Test) kann diese Kontomodelle nicht nutzen, weil sie über kein Internet verfügt.

Der Test zeigt außerdem: Bankdienstleistungen können zu Kostentreibern werden. Dazu gehört die Abgabe einer Überweisung in der Filiale. 2,50 Euro kostet das bei der HypoVereinsbank. Auch Sicherheitstechniken beim Onlinebanking können zu Kostenfallen werden. Die Versendung einer mobilen TAN auf das eigene Handy zur Freigabe einer Überweisung kostet bei der Deutschen Bank und der Sparkasse Harburg-Buxtehude neun Cent.