Hamburger Mitarbeiter der Postbank streiken. Sie wollen die Auslagerung von Abteilungen und Kürzungen bei Lohn und Urlaub stoppen.

Hamburg. Eigentlich gehörten die Beschäftigten der Postbank bislang eher zu den zufriedenen Mitarbeitern. Doch seitdem die Deutsche Bank das frühere Staatsinstitut übernommen hat, klagen viele über den Kulturwechsel. Die seit Monaten laufenden Tarifverhandlungen bringen die 22 000 Mitarbeiter nun auf die Palme. Ihr Arbeitgeber will - wie bereits beim Eigentümer Deutsche Bank geschehen - komplette Abteilungen auslagern und die Mitarbeiter dort zu deutlich schlechteren Bedingungen beschäftigen.

Tausende Postbanker legten deshalb gestern bundesweit die Arbeit nieder - darunter auch Mitarbeiter in Callcentern und bei der Bausparkasse BHW. In Hamburg starteten 450 Angestellte mit einer Kundgebung vor der Postbank in der City Nord einen viertägigen Streik - dem bisher längsten Arbeitskampf in der Geschichte der Finanzdienstleistungen in der Stadt.

Mit Trillerpfeifen und Plakaten protestierten sie gegen die geplanten Einschnitte. Auch rund 500 Beamte, die nicht streiken dürfen, zeigten sich solidarisch und verbrachten ihre Frühstückspause auf dem Vorplatz. Insgesamt beschäftigt die Postbank in Hamburg 1380 Menschen.

+++ BHW-Mitarbeiter demonstrieren gegen geplante Einschnitte +++

Die Postbank will nach Angaben der Gewerkschaft Ver.di zunächst ihre Kreditabteilungen im niedersächsischen Hameln bündeln. Betroffen sind bundesweit 1500 Mitarbeiter - davon 50 in Hamburg. "Die Hamburger Mitarbeiter sollen noch nicht mal ein Jobangebot in Hameln bekommen", sagt Artur Rudat, Vorsitzender der Betriebsrätegemeinschaft Hamburg und Verhandlungsführer in den Tarifgesprächen. In der neuen Gesellschaft will die Postbank zudem die Gehälter um 30 Prozent kürzen, den Urlaub um drei auf 27 Tage verringern und die Wochenarbeitszeiten auf 42 Stunden verlängern.

Über diese Forderungen ist der Postbank-Angestellte Uwe K., 43, schlichtweg sauer: "Die Gehaltskürzung führt zu deutlichen Einschränkungen unseres Lebensstandards." Die Stimmung unter den Beschäftigten ist schlecht, viele haben Ängste. Carola Sch., 53, die seit 38 Jahren für die Postbank arbeitet, findet, "dass die Beschäftigten mit Füßen getreten werden. Erst haben wir die Postbank so interessant gemacht, dass die Deutsche Bank uns übernommen hat, jetzt sollen wir nichts mehr wert sein." Viele Jüngere fürchten um ihre berufliche Zukunft. Katja K., 29, die seit zehn Jahren für die Postbank arbeitet, sorgt sich vor allem um ihre Altersvorsorge: "Von welchem Geld soll man da noch für sein Alter sparen?"

Die Gewerkschaft Ver.di ist davon überzeugt, dass es nicht bei der Auslagerung des Kreditbereichs bleibt. "Das dürfte nur die Blaupause für weitere Auslagerungen von Abteilungen sein", sagt Berthold Bose, zuständiger Fachbereichsleiter. "Wir fürchten, dass in weiteren Schritten alle rund 500 Tarifbeschäftigten in Hamburg von Auslagerungen betroffen sein könnten."

Die Deutsche Bank habe im eigenen Haus bereits vor drei Jahren mit dem Outsourcing begonnen. Schon heute verdienten die meisten Beschäftigten in den sogenannten Back-Office-Bereichen - wie in der Abwicklung des Zahlungsverkehrs oder in Callcentern - in der Regel nur noch zwischen 1800 und 3000 Euro. Eine weitere Lohnabsenkung könnte in der ganzen Branche Schule machen. Und genau dies müsse verhindert werden, so Bose.

Während die Postbank-Filialen geöffnet bleiben, wird vor allem im Back-Office-Bereich gestreikt - also bei der Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Die rund 14 Millionen Postbank-Kunden werden die Auswirkungen deshalb nur indirekt zu spüren bekommen. "Bisher gibt es noch keine stärkeren Beeinträchtigungen", sagt Postbank-Sprecher Joachim Strunk. Beleglose Transaktionen, die 95 Prozent aller Überweisungen ausmachten, seien nicht betroffen. Renten und Gehälter würden ohne Verzögerung überwiesen. Wartezeiten könnte es aber in Callcentern geben sowie bei allen Zahlungsanweisungen via Beleg.

Am Montag werden die Tarifverhandlungen fortgesetzt. Die Hamburger Streikenden planen an diesem Tag einen Protestzug durch die Innenstadt, kündigte Bose an: "Sollte der Arbeitgeber nicht von seinen Lohndumping-Forderungen abrücken, werden wir Dienstag weitere Streikmaßnahmen beschließen."