Noch unterhält der Drogerist 7000 Filialen. Experten raten Drogerie zur Namensänderung. Land stellt Investor Bürgschaft in Aussicht.

Ehingen. Schlecker sind in den vergangenen Jahren stetig die Kunden weggelaufen. Allein in den vergangenen fünf Jahren hätten sich sechs Millionen Käufer von der mittlerweile insolventen Drogeriekette abgewendet, berichtet die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf Zahlen des Marktforschungsunternehmens GfK. 2011 waren es rund zwei Millionen, sagte GfK-Forscher Wolfgang Adlwarth. Rund 40 Prozent der Abwanderer gingen zu den nächstgrößeren Drogeriekonkurrenten wie dm, Rossmann und Müller (siehe Grafik). Ein weiteres Viertel zog es zu den Discountern wie Lidl und Aldi, die restlichen 35 Prozent verteilten sich auf sonstige Einzelhändler.

Über die Zukunft der Drogeriekette wollen der vorläufige Insolvenzverwalter und die Eigentümer heute Auskunft geben. Derzeit weist der Konzern in Deutschland noch rund 30 000 Arbeitsplätze und rund 7000 Geschäfte aus. In dem nun angestrebten Planinsolvenzverfahren sollte das Filialnetz nicht zu stark beschnitten werden, warnte Adlwarth. "Das ist ein wichtiger Punkt. Schlecker muss ein Nachbarschaftsladen bleiben." Denn die Kunden würden den Einkauf bei Schlecker auf dem Heimweg erledigen, "wenn sie zum Beispiel aus der Innenstadt kommen und noch Zahnpasta brauchen". Daher sei die Kette auch seit Jahren diejenige mit den "kleinsten Bons", also dem kleinsten Umsatz pro Kunde.

+++ Abhängigkeit von Schlecker reißt auch Tochter IhrPlatz in Insolvenz +++

Handelsexperten empfehlen Schlecker, ganz auf den Markennamen IhrPlatz zu setzen. Zwar sei Schlecker eines der bekanntesten Handelsunternehmen Deutschlands, sagte der Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), Manfred Hunkemöller, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Der Ruf der Kette sei aber schwer belastet. "Die Diskussionen um Dumpinglöhne und Mitarbeiterschikanen bleiben beim Kunden in Erinnerung." Ähnlich sieht es der Art Directors Club Deutschland: "Als Marke hat Schlecker seine letzte Chance gehabt und verspielt. Der alte Name und Markenauftritt, wie man ihn vielerorts noch sieht mit engen, dunklen Läden und weiß-blauem Blockschriftlogo, steht für den Unterschichtbilligdrogeriemarkt. Das war nicht Erlebniseinkauf, sondern Warenausgabestation", sagte Präsident Jochen Rädeker der "Wirtschaftswoche".

Am Wochenende schaltete sich auch die Politik in den Überlebenskampf bei Schlecker ein. Investoren können auf eine staatliche Bürgschaft hoffen. "Sollte das Insolvenzverfahren auf eine Investorenlösung hinauslaufen und ein Investor ein tragfähiges Konzept vorlegen, ist eine Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg denkbar", sagte Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) der "Wirtschaftswoche". Direkte Hilfskredite für den Konzern aus Ehingen bei Ulm werde es jedoch nicht geben.