Zeige mir deine Schuhe, und ich sage dir, wer du bist? Ganz so weit will Benjamin Klemann nicht gehen. Aber Menschen mit gutem Schuhwerk haben in seinen Augen auf jeden Fall Vorteile. So schauten Personalberater den Leuten zuerst in die Augen und dann auf die Schuhe, sagt er. Und wenn jemand aus einem teuren Auto steigt und billige Treter trägt, sinkt er ein bisschen im Ansehen des Schuhmachermeisters aus der Poolstraße. Das passt eben nicht.

Die Liebe zum Schuh wurde ihm in die Wiege gelegt. Als er vor 52 Jahren auf Föhr zur Welt kam, soll sein Großvater gerufen haben: "Der Junge soll Schuster werden, da hat er immer was zu tun." So kam es auch. Nach dem Abi machte Klemann Zivildienst in Husum, arbeitete in der Berufsausbildung für Behinderte mit Handwerkern zusammen. Er fand das spannend, begann eine Lehre in Neumünster beim legendären Ungarn Julius Harai, arbeitete in London und auf Gut Basthorst bei Mölln. Seit fünf Jahren fertigt er in Hamburg Schuhe nach Maß. Mit Ehefrau Magrit und den beiden Söhnen, alle ebenfalls Schuhmachermeister. Wie muss ein guter Schuh sein? "Er muss passen", sagt Klemann und lacht.