Hamburg Energie nimmt 3,4-Megawatt-Anlage in Georgswerder in Betrieb. Bürgermeister Scholz nahm größtes Windrad der Stadt in Betrieb.

Hamburg. Sonnenschein in der winterlichen Kälte. Besser hätte das Wetter gestern kaum sein können, als Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) auf dem Energieberg in Georgswerder mit einem Knopfdruck das bislang größte Windrad der Stadt in Betrieb nahm. Mit einer Nennleistung von 3,4 Megawatt ist die 150 Meter hohe Anlage vom Hamburger Hersteller Repower eine der fortschrittlichsten für die Erzeugung von Windstrom an Land. 4,7 Millionen Euro hat der städtische Energieversorger in das Projekt investiert. Die Ausmaße sind gigantisch: Der Rotorendurchmesser von 104 Metern übertrifft die Spannweite des Airbus A380, und die Rotorenfläche ist größer als ein Fußballfeld.

7,9 Millionen Kilowatt will Hamburg Energie mit der Anlage auf dem 40 Meter hohen Berg im Jahr erzeugen. Das entspricht dem Bedarf von 3000 Haushalten. "Damit werden 5000 Tonnen CO2 im Jahr eingespart", sagte Klaus Beckereit, Chef von Hamburg Energie. "Mit unseren Turbinen der Drei-Megawatt-Klasse lassen sich die Windpotenziale an Land so effektiv und wirtschaftlich wie möglich nutzen", so Jens Müller-Nielsen, Geschäftsführer der für den deutschen Markt zuständigen Repower Systems.

Das neue Windrad ersetzt drei ältere Anlagen, die wesentlich leistungsschwächer waren. "Für den Hamburger Senat ist die Energiewende eine politische Schlüsselfrage", sagte Scholz. "Als führende Windenergieregion wollen wir im norddeutschen Verbund - also gemeinsam mit den Nachbarländern - zu den Vorreitern der ökologischen Energiepolitik gehören." Auch in der Speichertechnologie von Strom wolle die Stadt künftig eine führende Rolle einnehmen. "Stromspeicher gehören dahin, wo der Strom verbraucht wird", sagte Scholz.

+++ Wäschetag auf dem Energieberg Georgswerder +++

Hamburg Energie wurde vor gut zwei Jahren vom damaligen schwarz-grünen Senat gegründet. Inzwischen hat das Unternehmen laut Beckereit 68 000 Stromkunden in der Metropolregion Hamburg sowie 8500 Gasabnehmer. "Nach der Katastrophe in Fukushima im März 2011 konnten wir pro Woche 2000 neue Kunden gewinnen", so Beckereit und kündigte an, dass Hamburg Energie in diesem Jahr erstmals ein positives Ergebnis erreichen wird. Nach Ankündigung der Preiserhöhung von Vattenfall im November seien es sogar 3500 pro Woche gewesen. "Allein seit November ist die Kundenzahl um 20.000 gestiegen."

Der Bau des Windrads auf dem Energieberg war für Repower eine Herausforderung. Denn bis Ende der 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts war Georgswerder eine Mülldeponie mit zum Teil hochgiftigen Abfällen. Inzwischen ist die Deponie zwar eingekapselt, aber, um sie nicht zu beschädigen, musste Repower ein neuartiges Fundament entwickeln, das größer ist als üblich. Insgesamt wurden 1950 Tonnen Beton und 76 Tonnen Stahl verbaut. "Der Energieberg ist ein Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) in Wilhelmsburg für die Entwicklung eines nachhaltigen Stadtteils", sagte IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg. Mittelfristig soll das Areal für die Bürger zugänglich werden. Auf dem Gelände steht auch eine Solaranlage, die der städtische Versorger als Bürgerkraftwerk errichtet hat. Wie Beckereit dem Abendblatt sagte, haben 325 Investoren aus Hamburg die erforderlichen insgesamt vier Millionen Euro für den Bau der Anlage bereitgestellt. Sie konnten jeweils maximal bis zu zehn Anteilsscheine von je 2500 Euro zeichnen.

Der beschlossene Atomausstieg hat der Nachfrage nach Windkraftanlagen landesweit neuen Schwung gegeben. Nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie (BWE) wurden im vergangenen Jahr 895 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 2007 Megawatt errichtet. Das seien 456 Megawatt mehr als im Vorjahr und entspreche einem Zuwachs der Leistung der Neuanlagen um 30 Prozent, sagte BWE-Präsident Hermann Albers. Die Gesamtleistung aller in Deutschland angeschlossenen Windräder lag zum Jahreswechsel bei 29 100 Megawatt. Der BWE und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau erwarten, dass die Gesamtleistung der neuen Anlagen dieses Jahr noch einmal um rund fünf Prozent steigen wird.

Auch Hamburg Energie will weiter in Hamburg und im Umland investieren. Nachdem der Versorger innerhalb von zwei Jahren 40 Millionen Euro in neue Anlagen gesteckt hat, sollen bis 2015 weitere 110 Millionen Euro hinzukommen. "Unser Ziel ist bis dahin, 50 Prozent der von uns verkauften Energie selbst zu erzeugen", sagte Beckereit.