Mehr als 300 geladene Gäste kamen zur Trauerfeier nach Berlin. Altbundeskanzler Helmut Schmidt würdigte seinen Freund Werner Otto.

Berlin. "Er war ein glücklicher Mann." Mit diesen Worten fasste Michael Otto das Leben seines Vaters, des legendären Unternehmers Werner Otto (Otto Versand), zusammen. Der Satz bildete den Abschluss der bewegenden Trauerfeier für Werner Otto im Französischen Dom von Berlin. Mehr als 300 Gäste erwiesen Otto, der am 21. Dezember im Alter von 102 Jahren gestorben war, die letzte Ehre.

Immer wieder wurden Ottos unternehmerischer Geist und sein überragendes Mäzenatentum gewürdigt. Otto selbst hatte oft darauf hingewiesen, dass ihm im Leben auch viel Glück beschieden war - ein Punkt, auf den in den Reden immer wieder eingegangen wurde. Ein gütiges Schicksal habe über Otto gewaltet, so der frühere Bischof Professor Wolfgang Huber in seiner Predigt.

Huber erinnerte daran, dass Werner Otto, der sein Unternehmen aus einfachsten Anfängen in Hamburg zu einem erfolgreichen Weltkonzern aufgebaut hatte, ein "überzeugter" Hamburger geworden war, dessen eigene Wahl ihn in seinen letzten zehn Lebensjahren dann wieder zu einem Berliner gemacht hatte.

Altkanzler Helmut Schmidt: "Werner Otto war ein Wohltäter"

Altbundeskanzler Helmut Schmidt gelang es einmal mehr, die Zuhörer zu fesseln. Schmidt bezeichnete Otto - einen seiner wenigen Duzfreunde - als einen Mann, ohne "Pomp und Brimborium", der "kein Lautsprecher" gewesen sei. Schmidt erinnerte an Ottos Satz, wonach dieser Hamburger geworden sei "ohne es zu merken". Aber tatsächlich habe er sich in eine lange Tradition Hanseatischer Kaufleute eingereiht, die sich als Mäzene der Gemeinschaft verpflichtet gefühlt hätten. Für Gelächter sorgte Schmidt, als er berichtete, wie er Werner Otto zu dessen 70. Geburtstag ein selbst gemaltes Blumenbild überreichte und dazu sagte: "Das ist keine Kunst, aber es ist guter Wille."

Schon lange vor Beginn der Trauerfeier hatte Helmut Schmidt völlig alleine, tief in Gedanken versunken, in der ersten Reihe gesessen - direkt vor Werner Ottos mit roten Rosen bedecktem Sarg. Seine Gefühle fasste er unter anderem so zusammen: "Wie so oft ist man von Trauer überfallen, aber auch stolz - auf eine lange Freundschaft." Ottos Witwe Maren, die während der Feier neben dem Altkanzler saß, stand nach der Rede auf und bedankte sich gerührt beim Weggefährten ihres Mannes. Auch alle fünf Kinder des Verstorbenen nahmen mit ihren Angehörigen an der Trauerfeier teil - sichtlich traurig, aber gefasst. Werner Otto, dessen Gradlinigkeit legendär war, hatte immer wieder klargestellt, dass man sich niemals hängen lassen dürfe. Sein Satz "Man darf auch mal hinfallen im Leben, aber nicht liegen bleiben", ist dafür symptomatisch. Der eigene Tod war auch im hohen Alter kein Thema für ihn - er lebte in der Gegenwart und blickte optimistisch in die Zukunft.

Das Ende seines Lebens hatte er sich selbst wie ein einfaches Einschlafen vorgestellt, "und das war's dann". Wie Michael Otto in seiner Rede sagte, war seinem Vater genau ein solches Ende vergönnt - "so wie er es sich gewünscht hatte".

Zu den weiteren Rednern im Dom gehörten Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der Otto, sichtlich bewegt, als einen "Spender und Weitergeber von Glück" bezeichnete. Pröpstin Ulrike Murmann von der Hauptkirche St. Katharinen sprach von einem gesegneten Leben und einem gesegneten Sterben.

Werner Otto war zu seinem 100. Geburtstag zum Ehrenbürger Berlins ernannt worden, bestattet wird er im engsten Familienkreis in Hamburg - der Stadt seiner größten beruflichen Erfolge und sein Hauptwohnsitz über viele Jahrzehnte. Zu den zahlreichen Ehrengästen aus dem In- und Ausland gehörten Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD), Altbundespräsident Horst Köhler, Designerin Jette Joop, Verlegerin Friede Springer, der frühere sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) und Sabine Christiansen.