Privatbank verzichtet auf Käufe ausländischer Staatsanleihen mit hohen Renditen und sieht deutsche Konjunktur auch 2012 im Plus.

Hamburg. Die Hamburger Privatbank M.M.Warburg & CO fühlt sich den Herausforderungen durch die Staatsschuldenkrise und die neuen Eigenkapitalanforderungen gewachsen. Im Jahr 2011 habe man einen Gewinn von rund 40 Millionen Euro erzielt, sagte Christian Olearius, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter, auf dem Neujahrsempfang der Bank.

Zwar hatte M.M.Warburg für 2010 einen Gewinn von gut 65 Millionen Euro ausgewiesen, dieser enthielt aber einen positiven, bilanztechnisch bedingten Sondereffekt. Mit dem Ertrag des Jahres 2011 sei man sehr zufrieden, sagte Olearius: "Es ist ein qualitativ gutes Ergebnis, weil es aus dem Basisgeschäft der Bank und ihrer Töchter stammt. Wir halten keinerlei ausländische Staatspapiere, mit denen viele andere ihre Zinsergebnisse verschönern."

Das Hamburger Institut brauche auch nicht die Hilfe einer Zentralbank und könne die erhöhten Eigenkapitalanforderungen gemäß der Basel-III-Richtlinien aus eigener Kraft erfüllen. Olearius klagte jedoch über den stetig zunehmenden Aufwand, der aus der Bankenregulierung resultiere und der immer mehr Kapazitäten binde. "Allein die Basel-III-Bestimmungen umfassen 600 Seiten, hinzukommen weitere 600 Seiten Erläuterungen - und all dies muss dann in den IT-Systemen umgesetzt werden."

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Erfreut zeigte sich der Bankchef über einen erheblichen Zuwachs an institutionellen Mandaten in den zurückliegenden zwölf Monaten. So habe M.M. Warburg unter anderem Kapitalerhöhungen des Hamburger Solarenergieunternehmens Conergy und des Greifswalder Bootsbauers HanseYachts begleitet und die Oldenburger Damenbekleidungskette Buddelei beim Verkauf an die Ulla-Popken-Gruppe beraten.

Wie in den Vorjahren ist die Belegschaft von M.M.Warburg gewachsen, wenn auch nur moderat: In der Bank nahm die Mitarbeiterzahl um sieben auf 463 Beschäftigte zu, in der Gruppe - einschließlich der Töchter in Luxemburg - um 53 auf 1159 Personen.

Traditionell gibt der Chefvolkswirt der Bank, Carsten Klude, zusammen mit dem Anlagechef Christian Jasperneite auf dem Neujahrsempfang einen Konjunktur- und Kapitalmarktausblick. "Von einer Entspannung in der Staatsschuldenkrise ist keine Spur zu sehen", sagte Jasperneite. Die Zinssätze, zu denen sich Banken untereinander Geld leihen, lägen inzwischen wieder fast auf dem Niveau, das sie nach der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers erreicht hatten. Dass es der Politik gelingt, einen nachhaltigen Ausweg aus der Krise zu finden, der Bürger und Kapitalmärkte überzeugen kann, halten die Experten für ebenso unwahrscheinlich wie ein Zerbrechen der Währungsunion. Voraussichtlich werde die Europäische Zentralbank dem öffentlichen Druck nachgeben und verstärkt Staatsanleihen hoch verschuldeter Länder ankaufen.

Klude, der kürzlich von der "Financial Times Deutschland" zum zuverlässigsten Konjunkturprognostiker der vergangenen Dekade gekürt wurde, erwartet für 2012 einen Abschwung der Wirtschaft in der Euro-Zone um 0,5 Prozent. Für Deutschland allerdings rechnet er mit einem Miniwachstum von 0,2 Prozent. Wegen der politischen und konjunkturellen Unsicherheiten bleibe das Umfeld für die Aktienmärkte schwierig. So könne der Deutsche Aktienindex (DAX) in der ersten Jahreshälfte noch einmal bis auf 5500 Punkte zurückfallen. "Qualitativ gute Aktien gehören dennoch als sicherer Hafen in das Portfolio", sagte Jasperneite. US-Aktien hätten derzeit bessere Perspektiven. Bankentitel und Staatsanleihen anderer europäischer Länder würden aber weiterhin gemieden, hieß es.