Österreich und Frankreich verloren ihr AAA-Ranking, insgesamt neun Länder betroffen. Deutschland behält Topbonität mit gutem Ausblick.

Hamburg. Die Euro-Zone steht vor neuen schwierigen Herausforderungen: Die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) hat am Freitag die Bewertung der Kreditwürdigkeit von neun Euro-Ländern gesenkt. Am schwersten traf es Frankreich und Österreich, die ihr Spitzenrating AAA verloren. Der französische Wirtschaftsminister François Baroin sagte in Paris, das sei keine Katastrophe. "Es sind nicht die Rating-Agenturen, die Frankreichs Politik diktieren." Für leises Aufatmen sorgte, dass die Note nicht, wie befürchtet, um zwei, sondern nur um eine Stufe auf ein immer noch sehr gutes AA+ zurückging. Dagegen stufte S&P die Bonität von Italien, Spanien, Portugal und Zypern gleich um zwei Stufen in den Keller. Malta, die Slowakei und Slowenien büßten eine Stufe ein. Deutschland behielt indes seine Top-Bonität von AAA, sogar mit stabilem Ausblick.

Nachdem die ersten Negativ-Nachrichten durchgesickert waren, drehten die Börsen ins Minus. Als Indikator für das Ausmaß der Herabstufung ist allerdings der Einbruch des Euro gravierender. In kurzer Zeit verlor die Gemeinschaftswährung mehr als 1,7 Cent gegenüber dem Dollar.

Die Rating-Aktion kommt nicht völlig überraschend. Anfang Dezember hatte S&P angekündigt, die sechs verbliebenen AAA-Länder der Euro-Zone unter Beobachtung zu nehmen. Damals hatte S&P seine Drohung mit der Euro-Krise begründet, die nicht mehr nur einzelne Staaten in ihrer Finanzstabilität bedrohe, sondern die Euro-Zone als Ganzes und damit auch die gesunden Länder. Frankreichs Rating galt seit Längerem als gefährdet.

Präsident Nicolas Sarkozy hatte seit Wochen versucht, die drohende Blamage zu mildern, indem er erklären ließ, dass der Verlust des AAA keine Katastrophe für sein Land sei. Allerdings ist damit wohl auch das Spitzenrating des Euro-Rettungsfonds EFSF dahin. Nicht nur die betroffenen Länder, sondern auch der Fonds dürften jetzt höhere Zinsen für Kredite zahlen müssen.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sieht Frankreich trotz der Verschlechterung seiner Bonitätsnote auf einem guten Weg. Eine andere Rating-Agentur habe in dieser Woche angekündigt, an der AAA-Beurteilung für Frankreich in diesem Jahr festzuhalten, sagte er am Freitagabend am Rande der CDU-Bundesvorstandsklausur in Kiel. Die Märkte hätten inzwischen gelernt, mit unterschiedlichen Bewertungen der Agenturen umzugehen.

"Es besteht das Risiko, dass durch eine Herabstufung die Zinsaufschläge zunehmen und sich die Finanzierungsbedingungen der Länder weiter verschlechtern könnten", sagte der Konjunkturchef des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Michael Bräuninger, dem Abendblatt. Aber dies sei auch kein Selbstläufer, wie das Beispiel USA gezeigt habe, deren Finanzierungsbedingungen sich auch nach der Herabstufung nicht verschlechterten.

Grundsätzlich sollte der Einfluss der Agenturen zurückgedrängt werden , meint Bräuninger: "Das Problem ist, dass wir dem Urteil der Rating-Agenturen gewisse Gesetzeskraft verleihen, indem sich Banken nach deren Bewertungen richten müssen. Hier sollte größere Unabhängigkeit bestehen. Rating-Agenturen sind Meinungsäußerungen privater Unternehmen. Ihr Urteil sollte weniger hoch bewertet werden."