Opel Astra schneidet im Dekra-Report mit bester Einzelwertung ab. Schwerere Mängel an Gebrauchtwagen nehmen zu

Stuttgart. Das neue Jahr ist wenige Tage alt, da kommt es für Opel schon wieder ganz dick. Der Mutterkonzern General Motors (GM) will den Sparkurs verschärfen, weil es die Europatochter einfach nicht dauerhaft in die Gewinnzone schafft. Noch im Januar sollen dazu Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern aufgenommen werden. Gleichzeitig verpasste die US-Konzernmutter den Rüsselsheimern bei der Autoshow in Detroit einen herben Dämpfer. "Opel bleibt eine Regionalmarke mit klarem Fokus auf Europa", sagte GM-Marketingchef Joel Ewanick. Genau das aber ist das Problem von Opel: die Abhängigkeit vom europäischen Markt. Denn der gilt als weitgehend gesättigt.

Probleme über Probleme, da tut eine positive Nachricht wie die der Dekra doppelt gut. Beim alljährlichen Gebrauchtwagen-Mängelbericht der Prüforganisation haben die Rüsselsheimer besonders gut abgeschnitten. Das Auto mit der besten Einzelwertung, also der niedrigsten Mängelquote, ist der Opel Astra (96,9 Prozent). Damit lässt der Astra sogar noch ein Schwestermodell hinter sich, den Vorjahressieger Opel Insignia. Platz zwei belegt der Renault Megane. "Dass wir zum dritten Mal hintereinander die beste Wertung im Dekra-Report erringen, ist ein Beleg für die hohe Qualität unserer Fahrzeuge", sagte Opel-Vorstand Alain Visser.

Doch auch sonst schneiden die Autos "made in Germany" im Dekra-Report überdurchschnittlich gut ab: Ob Modelle von Volkswagen, Audi, Mercedes oder BMW - im Vergleich mit Fahrzeugen ausländischer Hersteller ist ihre Anzahl an Mängeln eher gering. In den acht Fahrzeugklassen des Reports belegten Autos aus Deutschland siebenmal den ersten Platz.

In der Wertung "Bester aller Klassen", wo eine hohe Punktzahl über alle Kilometerstände hinweg entscheidet, ist Audi klarer Sieger: Der A4 belegt Platz eins (84,8), gefolgt von der Mercedes C-Klasse und dem Audi A6. "Es sind aber nicht unbedingt die ersten Plätze entscheidend, sondern das Gesamtbild der vorderen Plätze insgesamt", sagte Dekra-Vorstand Clemens Klinke. Doch auch da zeige sich, dass deutsche Autobauer bei der Qualität den Ton angeben. Lediglich im Segment der Kleinwagen sticht die Konkurrenz aus Japan die deutsche Wertarbeit aus: Insgesamt sechsmal kommen die japanischen Autobauer hier unter die ersten drei.

Basis des Reports sind die Hauptuntersuchungen (HU) von mehr als 15 Millionen Fahrzeugen in den vergangenen zwei Jahren. Dabei unterscheidet die Studie zwischen Fahrzeugtypen von Klein bis Groß und unterteilt in drei Klassen je nach Laufleistung. "Mit unserem Gebrauchtwagen-Report verfolgen wir das Ziel, potenziellen Gebrauchtwagenkäufern eine Hilfestellung zu geben und sie über die typischen Mängel der einzelnen Modelle detailliert zu informieren", so Dekra-Vorstand Klinke.

Der Report ist allerdings ein reiner Mängelreport. Andere Kostenpunkte wie Ersatzteilpreise, Unterhalt, Pannenanfälligkeit, Anschaffungskosten, Wiederverkaufswert oder individueller Fahrstil bleiben unberücksichtigt. Daher ist laut Dekra die Frage, ob Besitzer deutscher Autos in der Werkstatt tatsächlich günstiger davonkommen, immer eine Einzelfallentscheidung.

So weit die gute Nachricht, aber der Report förderte auch Zwiespältiges zutage: So haben die Dekra-Prüfer an den getesteten Fahrzeugen rein numerisch mehr Mängel festgestellt als im Vorjahr. Die Zahl der geringen Mängel blieb nahezu konstant, der Anteil der erheblichen Mängel erhöhte sich dagegen spürbar. Das lasse jedoch nicht auf schwindende Qualität schließen, so die Prüfer. Der Fuhrpark auf deutschen Straßen sei im Schnitt älter geworden und habe auch mehr Kilometer auf dem Tacho, so Klinke. "Insgesamt kann man daher nicht sagen, dass die Herstellerqualität gesunken ist. Im Gegenteil." Eine Studie des Dekra-Konkurrenten TÜV von Ende 2011 zeigt ein ähnliches Bild. Auch sie hält fest, dass der Anteil der Fahrzeuge mit erheblichen Mängeln weiter anstieg. Gewinner beim TÜV-Report war aufs Neue der hybridbetriebene Toyota Prius.

Am häufigsten wurden übrigens in den Bereichen Elektrik, Elektronik und Licht Schwachstellen entdeckt. Am teuersten kommen die Halter jedoch Mängel an den Bremsanlagen, am Fahrwerk und an der Lenkung. Die genauen Ergebnisse sind in diesem Jahr auch online zu finden unter www.gebrauchtwagenreport.com. Apps für Smartphones sind ebenfalls verfügbar.