Das Etikett "Heuschrecken", das der damalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering den Kapitalbeteiligungsfirmen vor fünf Jahren anklebte, zeigt eine erstaunlich hohe Haftwirkung. Doch es erscheint keineswegs abwegig, dass der Spitzenpolitiker dem deutschen Mittelstand und so manchem Firmengründer einen Bärendienst erwiesen hat.

Denn eines steht fest: Eigenkapital wird dringend gebraucht - gerade zu einer Zeit, in der viele Banken nicht gerade freigiebig mit Krediten umgehen. Dabei zählt Deutschland, gemessen an den Investitionen von Beteiligungsgesellschaften im Verhältnis zur Wirtschaftskraft, zu den Schlusslichtern in Europa. Viel zu lange haben sich die heimischen Unternehmen weitgehend auf die wegen der hohen Bankendichte vergleichsweise günstigen Kredite verlassen.

Das ist auch eine Frage der Mentalität: Der klassische deutsche Mittelständler will Herr im eigenen Haus bleiben und tut sich schwer damit, Investoren Mitspracherechte einzuräumen. Hier dürfte ein Umdenken nötig sein, doch das wird durch Münteferings Schmähung einer kompletten Branche nicht gerade erleichtert - obwohl eine große Zahl der Beteiligungsfirmen gar nichts mit fragwürdigen Geschäftspraktiken zu tun hat.

Tatsache ist allerdings, dass es solche zweifelhaften Methoden gab, dass Unternehmen mit hohen Schulden für ihre eigene Übernahme bezahlen mussten und ausgesaugt wurden. Die Branche selbst sollte dafür sorgen, dass solche Exzesse nicht mehr vorkommen. Es bleibt die Hoffnung, dass nicht auch hierfür erst staatliche Regelungen gefunden werden müssen.