Die Assekuranzen wollen den jahrelangen Preisrückgang bei Auto-Versicherung stoppen. Die Prämien steigen um bis zu 115 Prozent.

Hamburg. Bei einem Fahrzeugwechsel müssen Kunden mit deutlich höheren Versicherungsprämien rechnen. Der jahrelange Preisrückgang bei der Kfz-Versicherung ist beendet. Das belegt eine Untersuchung des Internetvergleichportals Check24. "Wir haben verschiedene Fahrzeugwechslerprofile von typischen Fahrzeugen wie Golf und Corsa aus dem Jahr 2009 mit den aktuellen Prämien verglichen und dabei Preissteigerungen von bis zu 115 Prozent festgestellt", sagt Daniel Friedheim von Check24. In den Vergleich wurden die Beiträge von Haftpflicht- und Kaskoversicherung einbezogen.

Gleichzeitig analysierte der Dienstleister über eine Million Verträge in der Haftpflichtversicherung, die im Zeitraum zwischen 2005 und 2010 über das Portal abgeschlossen wurden. 2005 mussten für einen solchen Vertrag im Durchschnitt noch 358 Euro bezahlt werden. In den weiteren Jahren sank die Durchschnittsprämie bis auf 275 Euro im Jahr 2009. Das ist ein Rückgang von 23 Prozent. Bereits im ersten Quartal 2010 stieg die Durchschnittsprämie wieder auf 285 Euro, ein Plus von 3,6 Prozent.

Auch die Unternehmensberatung Nafi, die ebenfalls Kfz-Versicherungen vergleicht, registriert steigende Prämien. Bei der Haftpflicht- und Kaskoprämie beziffert das Unternehmen die Preiserhöhung auf 6,8 Prozent.

Jahrelang haben sich die Versicherungen über Kampfpreise gegenseitig die Kunden abgejagt, denn die Autoversicherung gilt als Türöffner für andere Versicherungsverträge. Die Assekuranzen geben mehr aus als sie an Prämien einnahmen. So beträgt die Schaden-Kosten-Quote, die das Verhältnis von Schadenaufwendungen, Verwaltungs- und Vertriebskosten im Vergleich zu den Beitragseinnahmen beschreibt, 106 Prozent. Das spricht dafür, dass die Versicherer jetzt höhere Preise durchsetzen müssen. Die Zurich-Versicherung hob ihre Preise um 3,3 Prozent an. Bei der Axa stiegen die Tarife um drei Prozent. Die Allianz will erst im Herbst neue Tarife kalkulieren.

Doch durch Vergleichen lässt sich auch jetzt noch sparen, wie das Preisbeispiel in der Tabelle zeigt. Versichert ist ein Golf 1.4 (80 PS) von einem 41 Jahre alten Mann aus Hamburg, der jährlich 10.000 Kilometer fährt und die Schadenfreiheitsklasse acht hat. Der Tarif ist ohne Werkstattbindung und die Selbstbeteiligung in der Vollkasko liegt bei 300 Euro und in der Teilkasko bei 150 Euro. Während der teuerste Anbieter knapp 575 Euro verlangt, lassen sich beim günstigsten Anbieter Asstel 200 Euro im Jahr sparen. Die meisten Verträge laufen zum Jahresende aus und können bis 30. November gekündigt werden. Dann verschärft sich der Wettbewerb wieder und die Kunden können darauf hoffen, dass die Prämien wieder leicht sinken. Das kann aber den Preisanstieg nur verlangsamen aber nicht stoppen, erwarten Experten.