2700 Firmen aus Hamburg haben bereits in verschiedene Umweltschutzmaßnahmen investiert und damit ihre Betriebskosten gesenkt

Hamburg. Diese Investition soll sich für Kurt Kröger schnell auszahlen. Derzeit rüstet der Mitinhaber des weltgrößten Opel-Händlers Dello zehn seiner Hamburger Filialen auf mehr Umweltschutz um - und spart damit sogar Geld. 400 000 Euro will Kröger zum Beispiel in neue Beleuchtung und eine effizientere Wärmeerzeugung investieren. "Im Gegenzug ist schon jetzt absehbar, dass wir mit diesen Maßnahmen jedes Jahr 150 000 Euro an Betriebskosten einsparen. Damit rechnet sich die Investition bereits nach drei Jahren", freut sich Kröger.

Stadt gibt einen Zuschuss für Investitionen in die Umwelt

Der Hamburger Opel-Händler ist kein Einzelfall. Hamburgs Wirtschaft wird grüner, weil sich mit Investitionen in den Umweltschutz nicht nur der Klimakiller Kohlendioxid (CO2) reduzieren, sondern auch Geld einsparen lässt. Zudem gibt es für die Umweltschutzinvestitionen einen Zuschuss von der Stadt. Im Schnitt ist es ein Euro pro zehn Euro Investitionssumme. Bei manchen Vorhaben sind es sogar mehr, sagte Volker Dumann, Sprecher der Hamburger Umweltbehörde .

Nach dem Motto: Fördere die Wirtschaft und entlaste damit die Umwelt, haben die Stadt sowie die Handels- und Handwerkskammer und der Industrieverband im März 2003 die Hamburger UmweltPartnerschaft gegründet. 2007 kam noch der Unternehmensverband Hafen Hamburg hinzu. Inzwischen haben sich rund 2700 Hamburger Firmen zu mehr Umweltbewusstsein bekannt, ließen ihre Energiebilanz überprüfen oder haben sich zertifizieren lassen und bei Bedarf in Verbesserungen investiert. Weitere 624 Firmen haben sogar wie Autohändler Kröger in großem Stil investiert und sind Umweltpartner der Stadt geworden.

Die UmweltPartnerschaft ist eine Art Dach über eine Vielzahl von Programmen und Projekten, mit denen Unternehmen Angebote und Anreize für umweltgerechtes Wirtschaften geboten werden. Im Kern handelt es sich um technische Beratungen, etwa für Investitionen in den Klimaschutz oder für Umweltmanagement im Betrieb. Nachdem zu Beginn die Bereitschaft der Wirtschaft mit oft weniger als 50 neuen Umweltpartnern pro Jahr noch recht zögerlich war, wachsen Interesse und Investitionsbereitschaft nun. So konnte die Zahl der Umweltpartner von März 2008 bis März 2009 von 450 auf 546 gesteigert werden.

Allein in diesem Jahr sind bereits 20 weitere Unternehmen als Umweltpartner hinzugekommen, darunter Trimet Aluminium oder der Ölmühlenbetreiber ADM Noblee & Thörl, der unter anderem seine Heizungsanlage optimieren und einen Luftwärmer zur Wärmerückgewinnung einbauen will. Bei den Investitionen handelt es sich meist um solch hochtechnische Maßnahmen, die von außen nicht sichtbar sind und unter denen sich der Laie auch wenig vorstellen kann.

LED-Beleuchtung und neue Düse für den Wasserhahn

Oder es sind ganz alltägliche Dinge, wie bei dem Bergedorfer Friseursalon "Das starke Doppel" von Regina Kahl und Ina Golz. Die beiden ließen ihren Betrieb über das Programm Umweltcheck für das Handwerk überprüfen. Verbesserungsvorschläge gab es kaum. Nur die Düse am Wasserhahn des Haarwaschbeckens sollte ausgetauscht werden, wie Ina Golz sagte.

Die Hamburger Volksbank hat 30 Filialen mit energieeffizienter LED-Technik ausgestattet. Dadurch konnte der Stromverbrauch für die Außenlichtwerbung um rund 72 Prozent reduziert werden. In einem weiteren Pilotprojekt wurde die mit Halogenlampen bestückte Vitrinenbeleuchtung der Geschäftsstelle Altona auf LED-Technik umgerüstet. Aufgrund der hohen Benutzungsstunden werden insgesamt rund drei Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.

Beim Hamburger Verpackungshersteller Greif Germany wurden 210 000 Euro investiert, um die Betriebskosten pro Jahr um 28 000 Euro zu senken, sagte Greif-Werksleiter Gertjan Kraan. "Die Zusammenarbeit mit der Umweltbehörde war gut und unbürokratisch", so Kraan, der unter anderem den Lackverbrauch des Unternehmens optimierte sowie die Druckluft - und in Maßnahmen zur Wärmerückgewinnung investierte. Zudem wurde die Heizung der Werkshalle auf Infrarotstrahler umgestellt. Den Kosten in Höhe von 55 000 Euro stehen jährliche Einsparungen in Höhe von 12 000 Euro gegenüber.

Das Modell der Hamburger UmweltPartnerschaft stehe im Vergleich mit anderen Städten "gar nicht schlecht da", sagt Manfred Braasch, Geschäftsführer vom BUND in Hamburg. Bundesweit gibt es nach seinen Angaben zwölf vergleichbare Projekte. Allerdings sind nach Braaschs Einschätzung in Hamburg noch zu wenige Betriebe zum Mitmachen bereit. Immerhin gibt es in der Stadt 30 000 Unternehmen. "Klare ordnungspolitische Vorgaben können nicht durch freiwillige Programme ersetzt werden, auch wenn die Wirtschaft dies gern hätte", mahnt Braasch.

Dello-Mitinhaber Kröger will auch künftig auf Umweltschutz setzen. "In unserem im Bau befindlichen neuen Logistikzentrum in Reinbek sind alle Umweltmaßnahmen schon eingeplant", sagt er - obwohl es außerhalb Hamburgs keine Zuschüsse der Stadt gibt.