Zum Schutz vor Staatspleiten empfiehlt Hamburger Sparda-Bank-Chef Sachanlagen

Hamburg. Erst erschütterte die Bankenkrise den Markt, jetzt drohen sogar Staatspleiten. Folge: Sparer sorgen sich um ihr Geld. Ein Hamburger Banker greift die Unsicherheit auf und verspricht erstmals in Deutschland: Wer will, dem zahlen wir die Zinsen zum Jahresende in Gold aus. "Nein, das neue Gold-Konto ist kein Marketinggag", sagt Heinz Wings, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Hamburg, dem Abendblatt. "Wir wollen gerade auch Kleinsparern bewusst machen, wie wichtig eine sachwertorientierte Anlage in Zeiten ist, in denen die ausufernde Staatsverschuldung vermutlich nicht mehr durch eisernen Sparwillen beherrscht werden kann." 2,4 Milliarden Euro liegen auf den Sparkonten der Sparda-Bank. Wings fürchtet, dass sich die Staaten durch Inflation ihrer Schulden entledigen. "Die Inflation ist aber der Taschendieb des kleinen Mannes", sagt er. 50 000 Euro verlieren über zehn Jahre bei einer Inflationsrate von vier Prozent ein Drittel ihrer Kaufkraft.

Solche Befürchtungen oder gar die Angst vor einer Währungsreform treiben seit Jahren den Goldpreis nach oben. Schätzungsweise 4,5 Billionen Dollar werden die Regierungen der Industriestaaten an Schulden in diesem Jahr neu aufnehmen müssen. Das ist dreimal mehr als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Noch sind die Inflationsraten niedrig, doch viele Ökonomen rechnen damit, dass mit der öffentlichen Verschuldung durch Bankenrettungs- und Konjunkturpakete die Inflationstoleranz zurückkehrt. Die Experten der Société Générale rechnen in den Industrieländern bis Mitte des Jahrzehnts mit Inflationsraten von bis zu sechs Prozent. "In einem solchen Umfeld fühle ich mich mit Sachwerten wohler", sagt Rolf Drees, Leiter des Researchs der WGZ-Bank.

Gold ist eine Möglichkeit, sich für neue Krisenfälle an den Finanzmärkten zu wappnen. Langfristig verzeichnet Gold anders als Bargeld keinen Kaufkraftverlust. Allerdings gibt es immer wieder Phasen, in denen der Edelmetallpreis der Inflationsrate hinterherhinkt. 923 Euro mussten gestern für eine Krügerrand-Goldmünze (31,10 Gramm) bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) bezahlt werden. "Das ist bisheriger Höchstpreis", sagt ein Haspa-Händler. "Doch die Nachfrage ist unverändert hoch." Kurzfristig erwartet Rohstoffexperte Ingo Schmidt von der Haspa keine großen Preisrückgänge. Bis Ende des Jahres könnte der Preis für die Feinunze auf 1350 Dollar steigen. Aktuell liegt er bei 1167 Dollar.

Die Sparer der Sparda-Bank müssen jedenfalls fleißig sparen, um sich für die Zinsen einen Krügerrand leisten zu können, der dann auf Wunsch auch kostenlos bei der Bank verwahrt wird. Gemessen am aktuellen Zins des Goldkontos von 1,5 Prozent und dem aktuellen Goldpreis wären 62 000 Euro erforderlich, damit der Zinsertrag für eine Goldmünze ausreicht. Die Abgeltungssteuer für die Zinsen ist dabei noch nicht berücksichtigt. "Wir bieten auch kleinere Goldmünzen, etwa eine Zehntel Unze (3,11 Gramm), an", sagt Wings. Aktueller Preis: 104 Euro. Die kann man sich schon leisten, wenn man 7000 Euro für ein Jahr anlegt. "Es kommt uns nicht so sehr auf den konkreten Ertrag an, sondern wir wollen die Kunden für Sachwerte sensibilisieren", sagt Wings.

"Solche Krisen wie jetzt bringen es mit sich, dass ihre Folgen schwer absehbar sind", sagt Drees. Er rät Anlegern grundsätzlich zu der klassischen Aufteilung des Vermögens in jeweils ein Drittel an Immobilien, Aktien und Anleihen. Gold sieht er als Absicherung, "wenn der Himmel auf uns stürzt". "Fünf bis zehn Prozent des Vermögens können in Gold investiert werden. Ich bevorzuge da Münzen oder Barren statt Investmentlösungen", sagt Drees. Bei Anleihen favorisiert er Unternehmensanleihen vor Staatsanleihen, auch wenn er Bundesanleihen für die sichersten Staatsanleihen hält.

Doch sollte das Inflationsszenario eintreffen, leiden Anleihebesitzer unter realen Verlusten. "Aktienbesitzer können darauf hoffen, dass sie zumindest real keine Verluste machen, wenn die Unternehmen Kostensteigerungen weitergeben können", sagt Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut. Die Anleger können dann auf Kurssteigerungen ihrer Dividendentitel hoffen. Aktien sind klassische Sachwerte. Die Kapitalgesellschaften besitzen Grund und Boden, Anlagen und Patente. Allerdings, eine sehr starke Inflation kann auch die Wirtschaft zerrütten und die Kurse abstürzen lassen. Doch mit einem solchen Szenario wird nicht gerechnet.

"Wer es bequem haben will, sollte zu einem international anlegenden Aktienfonds wie dem UniGlobal oder einem weltweit anlegenden Indexfonds greifen", rät Drees. Für die direkte Aktienanlage empfiehlt er fünf bis zehn große Titel aus dem Deutschen Aktienindex, die international agieren, aber keine Bankwerte. Als Beispiele nennt er Bayer, Siemens oder Thyssen. Auch die Schweizer Nestlé sei ein guter Wert. "Wichtig ist ein guter Branchenmix. Das Geld, das in Aktien investiert wird, muss mindestens für die nächsten zehn Jahre zur Verfügung stehen." Wer eine Immobilie und Aktien habe, sei für die Zukunft schon gut abgesichert.