Hamburg. Manchmal kommen die Erfolge überraschend: Eines der beliebtesten Produkte bei Beate Uhse ist derzeit ein Kugelschreiber. Er hat im Clip eine Kamera eingebaut, die der "professionellen Ausstattung internationaler Spionageprofis entstammt", wirbt der Sexanbieter, der sein Sortiment aber nicht nur mit Stiften zum heimlichen Filmen ausweitet. Fortan sollen auch erotische Wohnideen oder sinnliche Wellnessprodukte den Umsatzrückgang bei Filmen auffangen. Schließlich gibt es Erotikstreifen im Internet bei anderen Anbietern kostenlos.

"Das DVD-Geschäft, ehemals unsere stärkste Umsatzsäule, bricht immer stärker ein", sagte Vorstandschef Serge van der Hooft gestern in Hamburg bei der Vorstellung der vorläufigen Bilanz für das Jahr 2009. Trotz 8,8 Prozent weniger Umsatz konnte Beate Uhse sein Konzernergebnis mit 2,2 Millionen Euro dennoch etwa auf dem Niveau des Vorjahrs halten. "Das Internet verdrängt auch das Kino- und Kabinengeschäft", sagte van der Hooft, der aber Hoffnung auf Zuwächse in anderen Bereichen hat und 2010 Umsatz und Ergebnis steigern will. Denn nicht nur der Kugelschreiber, Bettwäsche, anregende Düfte oder Duschvorhänge sind neu für das börsennotierte Erotikunternehmen, das allein am Sitz in Flensburg 150 Mitarbeiter beschäftigt. Auch die Kundschaft ändert sich. Mehr als die Hälfte der Versandkunden seien inzwischen weiblich, sagt van der Hooft. Emanzipierte Frauen, junge und/oder experimentierfreudige Paare spreche sein Unternehmen inzwischen zusätzlich zu der vorwiegend männlichen Zielgruppe an. Das schaffe neue Potenziale.

Mit dem Verkauf von Dessous und Sexspielzeug vor allem im Internet sollen die Einbußen kompensiert werden. "Dieser Bereich überzeugt mit einem Gewinnsprung von 200 Prozent", sagte van der Hooft. Von dem Rückgang bei Filmen seien vor allem viele Filialen betroffen, da Männer ihre DVDs vorwiegend dort gekauft hätten. 69 Geschäfte hat Beate Uhse seit 2006 geschlossen. Dafür setzt die Firma nun auf hochwertig ausgestattete Premiumshops in Einkaufspassagen und Innenstadtlagen. Auch in Hamburg eröffnete Beate Uhse gerade ein solches Geschäft - im unbenannten Einkaufszentrum Hamburger Meile.