British Airways und Iberia gehen zusammen - United plant Ehe mit US Airways. Experten erwarten in der Branche eine weitere Fusionswelle. Air Berlin und SAS gelten als Übernahmekandidaten.

Hamburg. Es ist wohl eher eine Vernunftehe als eine Liebesheirat: British Airways (BA) und die spanische Fluglinie Iberia haben ihren seit Langem erwarteten Zusammenschluss besiegelt. Eine neue Obergesellschaft unter dem Namen International Airlines Group mit Sitz in London soll Ende des Jahres an den Start gehen, unter ihrem Dach werden die zwei Traditionsfirmen aber bestehen bleiben. Gemessen am Umsatz bilden die Unternehmen, die beide rote Zahlen schreiben, gemeinsam die drittgrößte Fluggesellschaft der Welt.

Aber auch auf der anderen Seite des Atlantiks bahnt sich eine neue Ehe an: Manager von United Airlines und US Airways - beide sind Mitglied der Star Alliance und damit Partner der Lufthansa - verhandeln Branchenkreisen zufolge über eine Fusion. Es wäre eine der größten in der Geschichte der Luftfahrt.

Marktbeobachter gehen davon aus, dass nun wieder ein Dominoeffekt in Gang kommt: "Wenn einer anfängt, fühlen sich die anderen genötigt, auch etwas zu tun", sagte Jürgen Pieper, Analyst beim Bankhaus Metzler, dem Abendblatt. Nach seiner Einschätzung könnte dies auch zu einer Übernahme in Deutschland führen: "Air Berlin ist eine mittelgroße Fluggesellschaft mit einem sehr niedrigen Börsenwert. Man könnte das Unternehmen für 400 Millionen bis 500 Millionen Euro kaufen." Daran könnten BA oder Air France/KLM interessiert sein, schon weil sie damit dem Konkurrenten Lufthansa im eigenen Land zusetzen würden.

Ein weiteres mögliches Übernahmeziel sei die defizitäre skandinavische SAS, meint Per-Ola Hellgren, Branchenexperte bei der Landesbank Baden-Württemberg. Zwar wäre der "natürliche Partner" die Lufthansa. "Aber da sehe ich so bald keine Kapazitäten für einen erneuten Zukauf", so Hellgren. Der Kranichkonzern hat erst im vergangenen Jahr die österreichische AUA und die britische bmi übernommen und muss beide noch sanieren.

Durch den nun festgezurrten Zusammenschluss mit Iberia bringe BA die Lufthansa allerdings nicht ernsthaft in Bedrängnis, meint Pieper, auch wenn die Briten nun auf den Lateinamerikarouten deutlich stärker seien als die Deutschen. "BA ist aber gegenüber den beiden anderen großen europäischen Anbietern zuletzt ins Hintertreffen geraten", so der Analyst. Mit der Fusion strebe man vor allem Kostensenkungen an. So böten sich Einsparungen in den Konzernzentralen, zum Beispiel bei der teuren EDV, an. Nach Ansicht von Experten zahlt sich Größe auch aus, wenn es darum geht, Flugzeuge und Kerosin einzukaufen. Zudem werde man einige schlecht ausgelastete Flüge zwischen Großbritannien und Spanien zusammenlegen können, sagte Hellgren.

In der Branche wird angenommen, dass sowohl diese Fusion als auch die offenbar angepeilte Megahochzeit in den USA nur Zwischenschritte zu weiteren Zusammenschlüssen sind: BA und Iberia hätten ein transatlantisches Dreierbündnis mit American Airlines im Blick, heißt es. Und United Airlines arbeitet nach Einschätzung von Analysten bereits auf ein Bündnis mit Continental Airlines hin.

Gravierende Auswirkungen auf den Verbraucher in Form höherer Preise erwartet Hellgren aber vorerst nicht: "Dieser Markt ist noch immer von erheblichen Überkapazitäten geprägt, und so lange dies so ist, werden die Preise nicht wegen der Fusionen steigen."

Für die Überkapazitäten sorgte nicht zuletzt das enorme Wachstum der Billigflieger in den vergangenen Jahren. So finden sich in der Liste der zwölf weltweit größten Airlines, gemessen an der Passagierzahl, schon drei reine Niedrigpreisanbieter: Southwest, Ryanair und Easyjet.

Durch die Kampfkonditionen der Billigflieger seien in manchen Fällen geradezu absurde Preise zustande gekommen, meint Pieper: "Wenn ein Flug günstiger ist als die Taxifahrt zum Flughafen, muss man sich doch fragen, ob das wirklich angemessen ist."