100 Betroffene in Hamburg. Vor allem bei der Tochter Tesa brach das Geschäft ein. Neue Produkte als Hoffnungsträger.

Hamburg. Für Thomas-B. Quaas war der gestrige Tag eine bittere Premiere. Der Chef des erfolgsverwöhnten Hamburger Nivea-Herstellers Beiersdorf musste erstmals nach vielen Rekordjahren sinkende Umsatz- und Gewinnzahlen vermelden. Nachdem der Umsatz zwischen 2005 und 2008 stetig von 4,8 auf fast sechs Milliarden Euro geklettert war, sank er im vergangenen Jahr auf 5,7 Milliarden Euro. "2009 war extrem schwierig", sagte Quaas.

Vor allem die Klebstofftochter Tesa, die ihr Hauptgeschäft mit Kunden aus der Industrie macht, hat den Konzerngewinn um rund ein Drittel auf 380 Millionen Euro sinken lassen. Neben zeitweiliger Kurzarbeit bei Tesa hat Beiersdorf die Mitarbeiteranzahl weltweit um mehr als sechs Prozent oder 1420 auf 20 346 verringert. So wurde die Tesa-Fabrik in Harrislee bei Flensburg mit rund 70 Beschäftigten geschlossen sowie ein Werk in Malaysia. Die Tesa-Logistikstandorte in Offenburg und Stuttgart sollen an Drittfirmen verkauft werden.

In Hamburg selbst hat das Unternehmen knapp hundert der rund 4260 Stellen abgebaut, indem Zeitarbeitsverträge ausliefen und freie Stellen nicht besetzt wurden. "2010 wird sicher kein Jahr sein, in dem wir groß Mitarbeiter aufbauen werden", sagte Finanzvorstand Bernhard Düttmann. Der Konzern arbeitet derzeit an seiner neuen Zukunftsstrategie, die bis 2015 gelten soll. Alle Geschäftsbereiche werden durchleuchtet. Ob dies Arbeitsplätze kosten wird, muss sich noch zeigen.

Nicht nur die Mitarbeiter, auch die Aktionäre - darunter mit mehr als 50 Prozent Anteil die Hamburger Tchibo-Familie Herz - spüren die Folgen der Krise. Die Dividende wird um 20 auf 70 Cent gekürzt, wobei im Vorjahr 20 Cent extra ausgeschüttet worden waren, weil Beiersdorf Unternehmensbereiche erfolgreich verkauft hatte.

In diesem Jahr haben sich die Hamburger - wie schon 2009 - zum Ziel gesetzt, stärker zu wachsen als die Konkurrenz. Die Rendite soll mehr als zehn Prozent vom Betriebsergebnis betragen. Helfen soll dabei nicht zuletzt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit Bundestrainer Joachim Löw. Beiersdorf ist mit seiner Marke Nivea for Men Ausstatter der WM-Elf. Mit den Fußballern als Werbeträger will Quaas erreichen, dass Männer mehr Geld für ihr Äußeres ausgeben. Zudem plant er, das Angebot an Naturkosmetik auszubauen und das Geschäft in Asien zu forcieren. Unterstützt wird die Wachstumsstrategie vor allem von der Marke Nivea, deren Produkte 2009 in 149 Ländern Marktführer waren. Im Vorjahr waren es 138 Staaten. Zudem profitiert das Unternehmen von seiner soliden Finanzsituation. "Wegen der Bankenkrise haben wir keinen Cent verloren", so Düttmann. Beiersdorf hatte sein Geld in sicheren Staatsanleihen geparkt. Der Konzern verfügt über 1,7 Milliarden Euro liquide Mittel und musste 2009 keine Bankkredite aufnehmen. Das Geld ist für Zukäufe gedacht. Doch es findet sich kein Kandidat, der zu dem Nivea-Hersteller passt. "Wir kaufen keine Firma, nur weil sie ein Schnäppchen ist", so Düttmann.

Auch dieses Jahr bleibt laut Quaas für Beiersdorf schwierig. "Wir werden noch nicht die gewohnten Wachstumsraten erreichen. Das Geschäft hat nicht mehr die Dynamik der vergangenen Jahre." Quaas moniert, dass der Handel bei den Preisverhandlungen immer aggressiver vorgehe. Auch die Kunden seien sparsamer geworden und würden häufiger zu billigeren Handelsmarken greifen.

Mit Rabattaktionen wie 2009, bei denen es beim Kauf von drei Produkten einen Preisnachlass gab, will Beiersdorf Kunden halten und neue hinzugewinnen. Zudem setzt das Unternehmen auf Innovationen und investiert 149 Millionen Euro in die Forschung. Im Deobereich kommt das bislang erste Deodorant auf den Markt, das hilft, die Haut nach einer Rasur zu regenerieren. Die Marke Eucerin wird um eine Gesichtscreme erweitert, die den Wasseraustausch der Zellen kontrolliert. Als erstes Kosmetikunternehmen hat Beiersdorf vor rund zehn Jahren das Enzym Q10 in seine Cremes eingearbeitet. Jetzt soll die bisher in der Gesichtspflege genutzte Antifaltentechnik auch in der Körperpflege Einzug halten.