Fielmann trotzt der Wirtschaftskrise und plant in diesem Jahr 20 weitere Filialen. Aktionäre erhalten fünf Cent mehr pro Anteilsschein.

Hamburg. Die Hamburger Optikerkette Fielmann schwimmt auf einer Erfolgswelle. 2009 hat das Unternehmen mit 6,4 Millionen Brillen rund 300 000 mehr als im Vorjahr verkauft. Der Umsatz stieg trotz Wirtschaftskrise von 1,06 Milliarden auf 1,11 Milliarden Euro. Der Nettogewinn lag mit 114 Millionen Euro knapp über dem Vorjahr mit 113,9 Millionen Euro.

Zudem setzte Fielmann seinen Expansionskurs fort: 620 zusätzliche Arbeitsplätze baute das Unternehmen auf und beschäftigt nun mehr als 13 000 Mitarbeiter. Die Aktionäre profitieren von der guten Geschäftsentwicklung durch eine um fünf Cent auf zwei Euro erhöhte Dividende. Das Abendblatt sprach mit Unternehmensgründer Günther Fielmann über Wachstum, Mitarbeiter und Pläne im Ausland.

Hamburger Abendblatt: Ist Fielmann ein Gewinner der Krise?

Günther Fielmann: In gewisser Weise schon. In schwierigen Zeiten kaufen die Menschen bei Unternehmen, die ihnen hohe Qualität zu günstigen Preisen bieten. Uns ist es wieder gelungen, die Menschen für uns zu überzeugen.

Abendblatt: Das hört sich aber stark nach Werbespruch an.

Fielmann: Moment mal, wir haben immerhin 300 000 neue Kunden gewonnen. Und die kommen immer wieder, denn 90 Prozent unserer 23 Millionen Kunden sind Stammkunden.

Abendblatt: Sie haben im vergangenen Jahr 620 neue Arbeitsplätze geschaffen. Wie viele werden es in diesem Jahr sein?

Fielmann: Wir wollen 20 neue Filialen eröffnen. Das bedeutet grob geschätzt 400 weitere Mitarbeiter. Wir schaffen nicht nur jedes Jahr neue Arbeitsplätze, sondern sind auch der größte Ausbilder der augenoptischen Branche in Deutschland. Im vergangenen Jahr stellten wir den Gehilfenprüfungen einmal wieder 80 Prozent der deutschen Landessieger. Kompetente Mitarbeiter sind ein Garant für unseren Erfolg.

Abendblatt: Das reklamieren viele Unternehmen für sich.

Fielmann: Wir investieren jährlich 17 Millionen Euro in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Das kann in der Branche keiner von sich behaupten.

Abendblatt: Zurück zu den neuen Filialen. Sind auch in Hamburg weitere Geschäfte geplant?

Fielmann: Unser Super Center an der Mönckebergstraße mit 18 000 Brillen auf 900 Quadratmetern ist zu klein. Wir wollen erweitern oder neue Räume suchen. Zudem werden wir 2010 ein Geschäft im Elbe-Einkaufszentrum eröffnen. Weitere Filialen könnte ich mir am Jungfernstieg oder am Neuen Wall vorstellen. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht. Die jetzt geplanten 20 neuen Geschäfte entstehen in Süddeutschland, Österreich, der Schweiz und Polen.

Abendblatt: Sie sind vorwiegend im deutschsprachigen Raum und in Polen aktiv. Haben Sie darüber hinaus noch weitere Expansionspläne?

Fielmann: Wir schauen im angrenzenden Europa nach Übernahmemöglichkeiten. Meist übernehmen wir eine kleine Kette, um damit ein Fisch im Wasser zu sein - und wachsen dann aus eigener Kraft.

Abendblatt: Welche neuen Trends erwartet die Kunden in der Brillenmode?

Fielmann: Die rundlichen Panto- und die Carré-Formen sind auf dem Vormarsch. Die Brillen werden höher und größer. Das gilt für Frauen und Männer.

Abendblatt: Ihre Prognose für dieses Jahr?

Fielmann: Wir wollen mindestens so stark wachsen wie 2009.

Abendblatt: Eine persönliche Frage noch: Zu Ihrem 70. Geburtstag haben Sie angekündigt, dass Ihr Sohn Ihre Nachfolge im Unternehmen antreten soll. Gibt es schon einen Termin?

Fielmann: Noch studiert Marc in London. Im kommenden Jahr schließt er sein Studium mit dem Bachelor ab. Er ist häufig in der Firma und hat bei uns mehrere Praktika absolviert.

Abendblatt: Sie haben die Optikerkette vor mittlerweile 38 Jahren gegründet. Können Sie sich wirklich damit anfreunden, das Unternehmen irgendwann abzugeben?

Fielmann: Mit meinem Sohn verstehe ich mich wunderbar. Wir werden eine Arbeitsteilung finden. Zudem wird man eine solche Übergabe nicht von heute auf morgen durchführen. Das kann Jahre dauern.

Abendblatt: Werden Sie so lange im Vorstand bleiben, bis Ihr Sohn übernimmt?

Fielmann: Ich hoffe doch. Die Voraussetzung ist, dass ich bei Kräften bleibe. Ich komme aus einer regen Familie. Mein Vater ist älter als 90 geworden und war bis ins hohe Alter aktiv, Gleiches gilt für meine Mutter. Ich werde den Optikern noch einige Tage erhalten bleiben.