Nur neun Prozent der Unternehmen aus der Hansestadt planen den Abbau von Arbeitsplätzen. In Hamburg-Billbrook sind Veränderungen geplant.

Hamburg. Die Hamburger Logistikfirmen rechnen nach dem Krisenjahr 2009 mit einer Trendwende. "Diese Tendenz gilt auch für die Arbeitsplätze", sagte gestern Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU). Nach einer Umfrage der Logistik-Initiative, zu der neben 450 Firmen auch die Stadt Hamburg gehört, erwarten 45 Prozent der Unternehmen 2010 eine bessere Lage als 2009. Nur noch neun Prozent gehen von einer weiteren Verschlechterung aus. Die Belegschaften wollen mehr als ein Drittel (38 Prozent) der befragten Firmen ausbauen, während elf Prozent ihre Mitarbeiterzahl reduzieren wollen. Insgesamt arbeiten in der Metropolregion 250 000 Menschen bei 6000 Firmen.

Wie viele Jobs die Krise 2009 gekostet hat, blieb gestern offen. Bei Speditionskaufleuten, Lager- und Transportarbeitern sowie bei Kaufleuten im Groß- und Außenhandel waren es allein 860. "Die meisten Firmen haben aber, gestützt auf die Kurzarbeit, versucht, ihre Mitarbeiter zu halten. Denn künftig wird es immer schwieriger, qualifizierte Beschäftigte zu bekommen", sagte Gedaschko.

Dabei setzt die Branche auch auf Weiterbildung. Gefördert wird sie von der Hamburger Arbeitsagentur nach 2009 auch in diesem Jahr. Für Berufsausbildungen von 850 Bewerbern sollen sechs Millionen Euro ausgegeben werden. "Wir erwarten künftig einen Mangel bei Sachbearbeitern, Speditionskaufleuten, Projektleitern und bei IT-Fachleuten", sagte Gernot Lobenberg, Geschäftsführer der Logistik-Initiative. Gezielt um Nachwuchs soll am 15. April, am bundesweiten Tag der Logistik, bei einer "Job- und Karrierebörse" am Hamburger Flughafen geworben werden. Fehlende Flächen für Neuansiedlungen von Unternehmen sieht Lobenberg in Hamburg nicht. Größtes Projekt der Initiative ist derzeit ein Logistikpark in Bergedorf an der Autobahn 25. "Dort soll 2012 die Erschließung eines Areals von 25 Hektar beginnen", sagte Professor Peer Witten, der Sprecher der Initiative.

Das Hauptaugenmerk der Wirtschaftsbehörde liegt derzeit dagegen auf Billbrook. "Dort schauen wir uns an, was auf den Gewerbeflächen tatsächlich angesiedelt ist", sagte Gedaschko. Viele Firmen nutzten dort viel zu große Flächen. "Wir werden jetzt mit den Betroffenen reden. Es gibt dort aber sicher Raum für Veränderungen."

Insgesamt konnten im vergangenen Jahr mithilfe der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung sechs Logistikunternehmen in der Metropolregion angesiedelt werden. Größtes Projekt war die Erweiterung der Lebensmittellogistik von Dachser in Allermöhe, für die das Unternehmen 18,5 Millionen Euro investierte. In diesem Bereich entstanden 60 Arbeitsplätze.

Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigten in der Logistik seit dem Jahr 2006 um 8,3 Prozent gestiegen. Bis 2015 könnten trotz des Einbruchs durch die Krise weitere 18 000 Arbeitsplätze entstehen, schätzt die Initiative. Wie hoch der Standort Deutschland als Logistikdrehscheibe mittlerweile international eingeschätzt wird, zeigt dabei die aktuelle Rangliste der Weltbank. Nach ihrer Bewertung hat Deutschland Singapur und die Niederlande bei der Qualität überholt und rangiert jetzt auf Platz eins.