Hamburg. Auf die deutschen Versicherer kommen durch den strengen Winter zusätzliche Schäden in Millionenhöhe zu. Betroffen ist nicht nur die Autoversicherung durch viele Unfälle auf spiegelglatten Straßen, sondern auch andere Versicherungssparten, wie eine Umfrage des Abendblatts ergab.

"Wir verzeichnen bisher in der Kfz-Sparte eine Steigerung der Schadenfälle um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr", sagt Günther Jesumann, Sprecher der Provinzial Nord, dem Abendblatt. "Es wären sicher noch mehr Fälle, wenn nicht viele Versicherte ihr Auto stehen lassen würden." Die Provinzial ist Marktführer bei Kfz-Versicherungen im Norden. Noch stärker hat es die Assekuranz bei der Wohngebäudeversicherung getroffen, die auch für Wasserschäden haftet. Ursache sind geplatzte Wasserrohre und Heizkörper. Denn beim Gefrieren vergrößert sich das Volumen von Wasser um rund neun Prozent und die Rohre halten diesem Druck nicht Stand. "Die Schadenfälle haben im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent zugenommen, die Schadenaufwendungen sogar um 70 Prozent", sagt Jesumann. Betroffen sind vor allem Immobilien, die zum Verkauf stehen und nicht mehr bewohnt werden sowie Ferienhäuser.

Auch die Hamburger Feuerkasse meldet 150 Schäden an Gebäuden durch Frost. "Das ist deutlich mehr als in den Vorjahren", sagt ein Sprecher der Versicherung. Die VHV Versicherungen registrieren verstärkt Schäden durch die hohe Schneelast auf den Dächern, wie eine Sprecherin sagt.

Gestiegene Schadensfälle in allen Bereichen meldet die Itzehoer Versicherung. "Wir rechnen damit, dass auch in der Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht noch viele Ansprüche als Folge des Winters gestellt werden", sagt Meike Carstens von der Itzehoer. Hintergrund sind die Behandlungskosten für Verletzungen durch Glatteis, die zunächst von der Krankenkasse übernommen werden. Sie kann diese dann aber von den eigentlichen Verursachern wie zum Beispiel Hauseigentümern, die Fußwege nicht geräumt haben, einfordern.

Trotz hoher Schäden rechnen Experten nicht mit einem Anstieg der Versicherungsprämien. "Die Sachversicherungen sind sehr auskömmlich kalkuliert, sodass bei plötzlich steigenden Schäden die Prämien nicht sofort steigen müssen", sagt Tim Ockenga von Fitch Ratings. Außerdem habe es im vergangenen Jahr sehr wenige Großschäden gegeben.

Wer allerdings seine Kfz-Versicherung in Anspruch nimmt, wird zurückgestuft und muss im nächsten Jahr eine höhere Versicherungsprämie zahlen. "Es kann deshalb bei Schäden bis 1000 Euro sinnvoll sein, die Kosten selbst zu übernehmen", sagt Errit Schlossberger, Geschäftsführer des Vergleichsportals FinanceScout24.