Firmenansiedlungen auf Steinwerder sowie Kooperationen mit China geplant. Gebühren für Nord-Ostsee-Kanal sollen sinken.

Hamburg. Hamburg sucht nach neuen Konzepten für seinen stark von der Wirtschaftskrise getroffenen Hafen: Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) und die Hamburg Port Authority (HPA) setzen als Antwort auf den dramatischen Einbruch beim Umschlag auf eine Ansiedlung von Industrie und Partnerschaften mit Wachstumsregionen weltweit. Dabei dürften neben China auch ausgewählte Häfen in Südamerika und Indien infrage kommen. "Wir wollen über strategische Partnerschaften künftig Ladung an Hamburg binden", sagte Gedaschko gestern in Hamburg.

Gerade in der Ansiedlung von Industriefirmen sieht Burkhard Lemper, Experte des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL), Chancen. "Im Wettbewerb steht genau der Hafen am besten da, der Verbindungen ins Hinterland oder seine Kunden direkt in der Nähe hat. Das schafft auch Arbeitsplätze", so der Experte. Die neue Strategie gilt vor allem für das geplante Centrale Terminal Steinwerder (CTS), das 2020 seinen Betrieb aufnehmen soll.

Ob solche Terminals künftig auch an Reedereien vergeben werden sollen, ließ Gedaschko gestern offen. "Wir schließen das nicht aus. Wir nehmen das, was Hamburg am meisten nutzt", sagte der Wirtschaftssenator. Als strategische Partner kämen Terminalbetreiber, Reeder, aber auch Logistikunternehmen infrage. Anfang März will HPA-Chef Jens Meier die besten Ideen für die Nutzung des Terminals vorstellen.

Kurzfristiger sollen nun jedoch sinkende Gebühren für den Nord-Ostsee-Kanal den Hafen stärken. Die hohen Preise für die Durchfahrt hatten die Abkürzung in die Ostsee gegenüber dem Weg um Skagen immer weniger wirtschaftlich gemacht. Zubringerverkehre, die Ladung von den Containerriesen aufnehmen, wanderten so vor allem nach Rotterdam ab. "Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) verhandelt jetzt mit dem Bundesfinanzminister über eine Verringerung der Lots- und der Durchfahrtskosten um jeweils zehn Prozent", sagte Gedaschko. Gleichzeitig soll mit der Ansiedlung des Fraunhofer-Instituts für Maritime Logistik und Dienstleistungen, der die Bürgerschaft am 10. Februar noch zustimmen muss, der Schifffahrts- und Hafenstandort gestärkt werden. Zunächst werden sich dort etwa 20 Forscher vor allem mit Seehafenplanung und Flottenmanagement befassen.

Gedaschko setzt zudem weiter auf die Elbvertiefung. Er rechnet für den Herbst mit dem Planfeststellungsbeschluss und noch in diesem Jahr mit den ersten Arbeiten zur Deichsicherung. Trotz der bereits seit dem dritten Quartal spürbaren "ersten Signale für eine Stabilisierung", wie Hafen-Marketing-Vorstand Claudia Roller gestern sagte, rechnet der Senator frühestens in sechs bis neun Monaten mit einem deutlichen Wachstum beim Umschlag. Immerhin halten Roller und Gedaschko die "Talsohle der Entwicklung für durchschritten".

Insgesamt hat Hamburg 2009 rund 30 Millionen Tonnen Umschlag gegenüber 2008 verloren. Damit ergibt sich ein Ergebnis von 110,4 Millionen Tonnen oder 21,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Während der Stückgutumschlag, zu dem auch die Container zählen, um 24,8 Prozent auf 73,6 Millionen Tonnen einbrach, ging das Volumen beim Massengut (Getreide, Kohle, Öl) um 13,4 Prozent auf 36,8 Millionen Tonnen zurück. Mit 7,01 Millionen Standardcontainern (TEU) wurden 28 Prozent weniger Boxen abgefertigt.

Hamburgs Anteil am Containerumschlag an der Nordsee sank auf 24,5 Prozent. Nummer zwei hinter Rotterdam ist jetzt Antwerpen mit 25,5 Prozent. "Kein Hafen an der Nordseeküste hat annähernd so gelitten wie Hamburg", sagte Roller.