Bis zu 1,8 Millionen Autos in Europa müssen in Werkstatt. Aber Händler Dello sieht kein Problem für Kunden. Unbürokratischer Austausch des fehlerhaften Teils versprochen.

Hamburg. Für den Automobilkonzern Toyota ist es ein Desaster ersten Ranges. Kurt Kröger hingegen, Chef und Mitinhaber des Hamburger Automobilhändlers Ernst Dello, sieht für die womöglich betroffenen Fahrzeughalter kein besonderes Problem: "Es gab immer wieder und bei allen Herstellern Rückrufaktionen", sagte Kröger dem Abendblatt am Freitag. "Die Kunden werden von uns angeschrieben, sie bekommen einen Termin, und das Teil wird ausgetauscht. Wenn es länger dauert, bekommt der Kunde ein für ihn kostenloses Angebot wie etwa einen Mietwagen. Aber oft dauert so etwas nicht länger als eine halbe Stunde. Da genügt ein Kaffee." Abgerechnet würden die Kosten dann zwischen dem Händler und dem Hersteller: "Damit hat der Kunde nichts zu tun", sagte Kröger.

Toyota dürfte das weniger entspannt sehen als Kröger, der unter anderem Fahrzeuge der japanischen Marke verkauft. Für den deutschen Markt lägen noch keine Zahlen vor, sagte eine Sprecherin von Toyota Deutschland dem Abendblatt am Freitag. Insgesamt gehe es in Europa um 1,8 Millionen Fahrzeuge von acht Typen, darunter Corolla und Avensis.

Toyota sind nach eigenen Angaben in Europa bislang nur wenige Vorfälle mit klemmenden Gaspedalen bekannt, diese hätten auch nicht zu Unfällen geführt, sagte die Sprecherin. Dem ADAC wiederum ist für Deutschland kein Vorfall bekannt. "Es gibt keine akute Gefahr für Fahrzeuge, die in Deutschland offiziell verkauft wurden", sagte der Technikexperte des ADAC, Carsten Graf, der Nachrichtenagentur AFP. "Toyota ist dennoch gut beraten, den Rückruf durchzuführen, um maximale Sicherheit herzustellen und das Vertrauen der Kunden wieder herzustellen."

Weltweit wurden bislang mehr als fünf Millionen Toyotas verschiedener Typen in die Werkstätten zurückgerufen, mehr als vier Millionen davon allein in den USA. Dort gab es bislang einen verbrieften Unfall mit tödlichem Ausgang, der auf das klemmende Gaspedal in einem Toyota zurückzuführen ist. Der Fahrer verlor die Kontrolle über sein Auto und verunglückte. Experten halten eine höhere Opferzahl aber für realistisch: Nach Angaben eines Ausschusses des Repräsentantenhauses, der sich auf Daten der US-Behörde für Straßensicherheit beruft, sollen bereits 19 Menschen durch unvermitteltes Beschleunigen in Toyota-Autos ihr Leben verloren haben. In Deutschland ist nach Auskunft des Unternehmens bislang keine Beanstandung oder ein Schadensfall bekannt.

Für Toyota ist die gigantische Rückholaktion ein Desaster im Hinblick auf Image und die Bilanzen. Zunehmend wird der Qualitätsmangel - das Gaspedal stammt vom US-Zulieferer CTS im Bundesstaat Indiana - aber auch zu einem politischen Problem. Der Ausschuss des Repräsentantenhauses hat für den 25. Februar einen Anhörung angesetzt. Dabei soll vor allem geklärt werden, seit wann Toyota von den Problemen wusste. "Vorfälle mit klemmenden Gaspedalen bei Toyota-Autos ziehen sich über eine Dekade hin und haben zu einer unverhältnismäßig hohen Anzahl an Toten geführt", teilte der Ausschuss am Freitag mit. "Genauso wie viele Kunden bin ich besorgt über die Schwere und den Umfang der jüngsten Rückrufankündigungen von Toyota", sagte der Vorsitzende des Energie- und Handelsausschusses, Henry Waxman.