Repower kann Gewinn kräftig steigern. Konkurrent Enercon baut Marktmacht in Deutschland aus.

Hamburg. Die Windkraftindustrie in Deutschland hält ihren Wachstumskurs auch in der Krise. Während etliche Unternehmen in vielen Branchen unter mangelnder Vergabe von Krediten leiden, bauen die Hersteller von Turbinen und die Projektierer von Windparks ihr Geschäft weiter aus. Fundament dafür ist vor allem die gesetzlich geregelte Einspeisevergütung für Strom aus Windturbinen. "Die deutsche Windindustrie hat die Kreditklemme im Gegensatz zu vielen andern Branchen des Maschinen- und Anlagenbaus bisher gut gemeistert", sagte Thorsten Herdan vom Anlagenbau-Verband VDMA Power Systems gestern bei Vorlage der Zahlen für 2009.

Mit rund 28 000 Megawatt installierter Leistung bleibt Deutschland das Land mit der weitaus am stärksten ausgebauten Windkraftinfrastruktur. Im Vergleich des jährlichen Wachstums allerdings liegt Deutschland nach China und den USA mittlerweile nur noch auf Rang drei. Herdan kritisierte die Abschottung des chinesischen Marktes für ausländische Hersteller scharf. Die Zugangsmöglichkeiten für nicht-chinesische Anbieter seien "desaströs" und "unter aller Sau", sagte er in Berlin.

Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie (BWE) nutzte die gute Jahresbilanz, um die von der Bundesregierung geplante Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke zu kritisieren: "Auf längere Laufzeiten von Atomkraftwerken sollte verzichtet werden", sagte Albers. Die Stromversorgung sei auch anders zu sichern, vor allem "mithilfe stark zunehmender Ökoenergie". Die Entwicklung moderner Speichertechnologien für den unstet fließenden Windstrom schreite voran. Laut Albers beschäftigte die Branche 2009 erstmals mehr als 100 000 Menschen in Deutschland.

Die gute Entwicklung des Gesamtmarktes spiegelt sich in den Zahlen des Hamburger Windenergie-Unternehmens Repower Systems von gestern wider. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2009/2010 steigerte das Unternehmen, das zu mehr als 90 Prozent dem indischen Suzlon-Konzern gehört, den operativen Gewinn (Ebit) auf 56,3 Millionen Euro gegenüber 38,1 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg von 851 auf 921 Millionen Euro. Repower Systems setzt vor allem auf das gerade beginnende Geschäft mit Windturbinen auf See in den sogenannten Offshore-Windparks in Deutschland und im Ausland.

In Deutschland hält Repower laut den jüngsten Zahlen des Marktforschungsinstituts Dewi einen Gesamtmarktanteil bei Land- und Seeanlagen von rund neun Prozent gegenüber 5,6 Prozent ein Jahr zuvor und liegt damit auf Rang drei hinter Enercon aus Aurich in Ostfriesland und dem dänischen Vestas-Konzern. Das Unternehmen Enercon, das ausschließlich Windturbinen für den Einsatz an Land fertigt, baute seine Dominanz am deutschen Markt 2009 weiter aus, mit einem Marktanteil von nunmehr rund 60 Prozent. 2008 waren es noch rund 52 Prozent.