Vor allem China legt 2010 kräftig zu. Bundesweites Plus von 1,5 Prozent vorausgesagt. Hoch qualifiziertes Personal gesucht.

Hamburg. Die weltweite Rezession dürfte weitaus schneller beendet sein als von vielen Fachleuten noch vor wenigen Monaten erwartet. Nach mehreren renommierten Wirtschaftsinstituten hat auch der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose weltweit und speziell für Deutschland deutlich nach oben gesetzt. Global erwartet der IWF 2010 nun einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,9 Prozent - ein Plus von 0,8 Punkten gegenüber der ursprünglichen Voraussage. Bundesweit sieht der Währungsfonds einen Anstieg des BIP von 1,5 Prozent - zuvor waren die Experten von 0,3 Prozent ausgegangen. 2011 soll das BIP bundesweit um 1,9 Prozent und weltweit um 4,3 Prozent zulegen.

Mit seiner neuen Prognose für Deutschland liegt der IWF auf der Linie anderer namhafter Institute. "Auch wir gehen 2010 von 1,5 Prozent Wachstum für Deutschland aus", sagte Konjunkturexperte Rolf Kroker vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) dem Abendblatt. Seine Hoffnung: "Der Export dürfte wieder anziehen." Allerdings befürchtet Kroker ähnlich wie der IWF noch keine nachhaltige Entspannung auf dem Arbeitsmarkt. Im Gegenteil. Kroker prognostiziert für 2010 durchschnittlich mehr als vier Millionen Arbeitslose. Der IWF warnt die Industrienationen mit Blick auf den Arbeitsmarkt auch eindringlich vor einem allzu schnellen Ende ihrer staatlichen Hilfsprogramme. Noch immer gebe es nur wenige Hinweise, dass sich eine selbsttragende Nachfrage einstelle, heißt es im aktualisierten Weltwirtschaftsausblick. "Eine nachhaltige Nachfrage herzustellen, bleibt eine Herausforderung", so der Fonds.

Die Ursachen für den kräftigen Aufwärtstrend in Deutschland sind nach Meinung von IWF-Ökonom Jörg Decressin dreigeteilt: "Ein Drittel beruht auf einem besser als erwarteten dritten Quartal, ein Drittel auf zusätzlichen Konjunkturmaßnahmen und ein Drittel auf einer überraschend starken Außennachfrage, etwa aus Asien." Ohnehin sind die Voraussagen für das Wachstum in Asien vergleichsweise gigantisch. Allein für China sieht der IWF ein Plus von satten zehn Prozent.

Dass die Zuversicht auch in den Chefetagen deutscher Unternehmen wächst, lässt sich an der monatlichen Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter den Top-Entscheidern hierzulande ablesen. So stieg der Ifo-Index, mit dem die Stimmung in der Wirtschaft gemessen wird, im Januar um mehr als einen ganzen Zähler auf 95,8 Punkte - und damit stärker als von vielen Ökonomen angenommen. Doch auch aus der Ifo-Umfrage geht hervor, dass die deutschen Firmenlenker im laufenden Jahr eher Personal abbauen wollen. Diese Tendenz wird durch eine internationale Studie der Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhouse Coopers bestätigt, die dem Abendblatt vorliegt. Hierbei wurden weltweit rund 1200 Spitzenmanager nach ihren Erwartungen für die Wirtschaft und ihren konkreten Personalplanungen gefragt.

Danach wollen bundesweit lediglich 27 Prozent (weltweit: 40 Prozent) der Top-Entscheider neue Arbeitsplätze schaffen, während 40 Prozent (weltweit: 25 Prozent) mit einem Abbau von Stellen rechnen. "Die Personalplanung deutscher Manager erscheint nicht nur vor dem Hintergrund ihrer überdurchschnittlich hohen Wachstumserwartungen überraschend", heißt es dazu von PriceWaterhouse Coopers. "Auch der von den Vorstandsvorsitzenden selbst erkannte Fachkräftemangel spricht eher gegen einen Beschäftigungsabbau zur kurzfristigen Kostensenkung." So nennen insgesamt 62 Prozent der Chefs deutscher Unternehmen Engpässe bei qualifiziertem Personal als Wachstumshindernis, jedoch nur 51 Prozent der Befragten weltweit.