Hamburg. Metropole Berlin. Eine Frau sitzt im Café. Plötzlich zerbröselt in ihrer Hand das Brötchen. Aus der Zeitung rutschen die Buchstaben. Tapeten lösen sich von der Wand. Auf der Straße zerbersten Hydranten. Der Asphalt reißt auf. Autos zerfallen in Einzelteile, Fassaden bröckeln. Denkmäler stürzen, Hochhäuser krachen zusammen. Welt im Niedergang.

Menschen nehmen sich in die Arme, suchen Schutz. Ihre Kleidung löst sich in Fetzen an den Körpern auf. Am Ende stehen alle nackt da, auf einem kargen Areal, mit langen Haaren, verwildert, verängstigt. Wie einst die Neandertaler versucht ein Paar mit Steinen Feuer zu machen. Ein Albtraum.

Schnitt, Einblendung: Was wäre das Leben ohne Handwerk? Dem erfolglos zündelnden Wilden entfährt spontan, sichtlich verzweifelt die Antwort: "Mist."

Mit ihrer ersten bundesweiten Werbekampagne versucht das deutsche Handwerk bundesweit sein Image aufzupolieren. Zentraler Bestandteil ist der skizzierte Werbefilm sowie zahlreiche flotte Sprüche auf Plakaten, die allesamt von der Werbeagentur Scholz & Friends Berlin entwickelt wurden. Insgesamt investieren die 53 Kammern in den nächsten fünf Jahren 50 Millionen Euro für die Eigenwerbung unter dem Motto "Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht. Von nebenan."

"Wir sind der größte Arbeitgeber in der Stadt. Der wachsende Mangel an Nachwuchs und Fachkräften ist für uns Handwerker verheerend. Deshalb wird es Zeit, dass wir endlich aus unserem Dornröschenschlaf aufwachen und unser Image verbessern", sagte der Präsident der Hamburger Handwerkskammer, Josef Katzer, selbstkritisch, aber motiviert.

Tatsächlich haftet dem Handwerk, das in Hamburg rund 130 000 Menschen in 16 000 Betrieben beschäftigt, oft noch ein angestaubtes Image an. Doch spätestens der provokante und humorvolle Werbefilm soll alle überzeugen, dass die Welt ohne Handwerk leer wäre, ein Nichts. Kein Bauwerk, keine Elektronik, kein Wohlstand würde existieren ohne die Kreativität der bundesweit 4,8 Millionen Handwerker. Und da steigt auch Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) gerne in den lobenden Kanon ein: "Das Handwerk ist für Hamburg ein wesentlicher wirtschaftlicher und sozialer Faktor. Jeder braucht das Handwerk."