Detroit/Hamburg. Der Glitzer und Glamour der Königsklasse des Automobilsports ist normalerweise das Revier von Bernie Ecclestone. Nun will sich der exzentrische Formel-1-Chef mit deutlich weniger PS zufrieden geben. Der 79-Jährige hat dem angeschlagenen US-Autobauer General Motors (GM) ein Angebot für dessen ebenso traditionsreiche wie verlustträchtige Tochter Saab unterbreitet. Der Brite ist zusammen mit den in Luxemburg ansässigen Finanzinvestoren Genii Capital in der letzten Runde in den Bieterwettbewerb um den schwedischen Autobauer eingetreten - und befindet sich in illustrer Gesellschaft. Neben dem erwarteten verbesserten Angebot des niederländischen Sportwagenbauers Spyker soll auch der ehemalige MAN-Vorstandschef Hakan Samuelsson - unterstützt von einem Politiker - ein Angebot unterbreitet haben.

Genii Capital bestätigte am Freitag in Luxemburg, mit Ecclestone kurz vor Ende der Bieterfrist ein Angebot abgegeben zu haben. General Motors will Saab seit mehr als einem Jahr abstoßen. Die Schweden, die derzeit rund 3400 Mitarbeiter beschäftigen, haben in den vergangenen 20 Jahren als GM-Tochter fast durchweg Verluste eingefahren.

Als Bieter mit schwedischen Wurzeln tritt Samuelsson an, der im vergangenen Jahr von der Spitze des deutschen Bus- und Lkw-Produzenten MAN im Zuge des Schmiergeldskandals zurückgetreten war. Er hat sich mit Jan Nygren verbündet, der von 1994 bis 1996 dem sozialdemokratisch geführten Kabinett in Stockholm angehörte und einst Manager beim Luftfahrtableger von Saab war. "Viele, nicht nur ich, glauben, dass es in vieler Hinsicht unglücklich wäre, wenn Saab als Produkt und Marke verschwinden würde", sagte Nygren dem schwedischen Radio. Auch wenn sich Genii/Ecclestone spät ins Rennen eingeschaltet habe, werde die Gruppe nun "mit allen relevanten Akteuren aggressiv für einen erfolgreichen Abschluss der Transaktion" arbeiten. Die Frist für Angebote war in der Nacht zum Freitag ausgelaufen. Über das Ausmaß des Engagements von Genii und Ecclestone wurden keine Angaben gemacht.

Die Genii-Gruppe sei überzeugt, dass sie "über Synergien mit Firmen aus ihrem Bestand den Wert von Saab steigern" könne. Große Potenziale gebe es in den Bereichen energieeffiziente Motoren sowie bei der Informations- und Medientechnologie. Genii gehe davon aus, dass es in der Autoindustrie eine starke Entwicklung bei Energieeffizienz, Sicherheitssystemen und Entertainment im Auto geben werde. Diese Punkte stünden bei Genii, die jüngst die Mehrheit beim Formel-1-Rennstall Renault übernahmen, im Fokus.

Allerdings könnten alle eingereichten Übernahmeangebote für Saab zu spät kommen. Denn General Motors treibt dennoch die Schließung der Tochter voran. GM beauftragte die Beratungsgesellschaft Alix Partner federführend mit der Abwicklung von Saab, teilte der US-Konzern am Freitag in Detroit mit. Im gleichem Atemzug betonte GM jedoch, die drei Übernahmeangebote würden weiter geprüft. Konzernchef Edward Whitacre ist skeptisch, dass die Interessenten das notwendige Geld auftreiben könnten.