Eine Inflation von 47 Prozent in den vergangenen 18 Jahren lässt die Gehaltserhöhungen schrumpfen.

Hamburg. Die Topverdiener hat es am stärksten getroffen: Das Einkommen von Ärzten ist in den vergangenen 18 Jahren von 8780 auf durchschnittlich noch 6400 Euro brutto monatlich gesunken. Die Inflationsrate von 47 Prozent in den vergangenen Jahren eingerechnet, bedeutet dies einen Kaufkraftverlust von 50 Prozent. Im Klartext: Mit ihrem Geld können die Mediziner nur noch die Hälfte bezahlen wie zuvor.

Schwacher Trost: Die Ärzte sind nicht die Einzigen, die Einbußen hinnehmen mussten. Das geht aus dem Einkommens-Check des "Stern" hervor, der sich vor allem auf den sozio-ökonomischen Panel des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung stützt, bei dem mehr als 20 000 Menschen jährlich befragt werden. Fazit der Untersuchung, die zudem Daten des Statistischen Bundesamtes und der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung mit einbezieht: Viele Bundesbürger verdienen heute, die Teuerung zwischen 1990 und 2008 eingerechnet, weniger als damals. In der Hälfte der 100 gängigsten Berufe sind die Einkommen gesunken.

Verlierer beim Einkommen sind auch Unternehmensberater mit einem Minus von zwölf Prozent oder Elektroingenieure, die heute fast 20 Prozent weniger verdienen als Anfang der 90er-Jahre. Dagegen hat etwa ein Gymnasiallehrer bei seinem Gehalt allerdings nur vier Prozent eingebüßt.

Zu den Gewinnern der vergangenen Jahre gehören Einzelhandelskaufleute mit einem Zuwachs von elf Prozent, Köche mit plus 29 Prozent oder auch Softwareentwickler, die finanziell um 18 Prozent besser dastehen. Besonders gut entwickelt haben sich die Verdienste bei Grafikern und Designern, die gegenüber 1990 um 18 Prozent zulegten.

Die "Stern"-Studie belegt zudem verschiedene Trends: So hätten Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst ihre Einkommen deutlich steigern können - auch nach Abzug der Preissteigerung. Zudem hätten Selbstständige, so der "Stern", die anderen Berufsgruppen überflügelt. Der Aufstieg im Betrieb machte sich auch in den vergangenen 18 Jahren bei Angestellten mit Führungsaufgaben bezahlt. Ihre Bruttoeinkommen sind inflationsbereinigt um 18 Prozent gestiegen.

Schließlich konnten ältere Arbeitnehmer ihr Einkommen deutlich erhöhen und den Kaufkraftverlust der letzten Jahre mehr als ausgleichen. Sie profitierten dabei häufig auch davon, dass ihre Verdienste mit der Dauer ihrer Betriebszugehörigkeit steigen. Jüngere Beschäftigte müssen dagegen oftmals schon Abstriche bei den Einstiegsgehältern in Kauf nehmen und können so den Kaufkraftverlust ihres Einkommens nur wesentlich schwerer auffangen.

Immer weniger Arbeitnehmer erhalten laut "Stern" zudem noch Zusatzleistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Dafür böten die Arbeitgeber häufiger Gewinnbeteiligungen an. In Krisenzeiten aber fallen die Zahlungen dann mager aus oder entfallen.