Rund 490 Jets werden 2009 an die Kunden ausgeliefert. Firmenchef Enders sieht eine Aufhellung am Markt.

Hamburg. Auf der Luftfahrtmesse in Dubai ist Airbus dem Ziel, im Krisenjahr 2009 immerhin 300 Jets zu verkaufen, wieder einen kleinen Schritt nähergekommen: Die arabische Fluggesellschaft Yemenia unterzeichnete gestern eine Absichtserklärung über den Kauf von zehn Maschinen der A320-Familie im Katalogwert von 769 Millionen Dollar (515 Millionen Euro), außerdem bestellte die VIP-Charterfirma Comlux einen A319 in Geschäftsreiseausstattung. Bereits am Vortag hatte Ethiopian Airlines zwölf Exemplare des Langstreckentyps A350 in Auftrag gegeben. Im bisherigen Jahresverlauf hat sich Airbus damit brutto 178 Festbestellungen gesichert, von denen nach Stornierungen allerdings höchstens 150 in den Büchern bleiben.

Wie es in der Branche heißt, dürfte das Unternehmen unter anderem aber noch einen Auftrag über 40 Jets von Air Arabia, einer Billigfluggesellschaft mit Sitz in Sharjah in den Vereinigten Arabischen Emiraten, erhalten.

Trotz der schwierigen Marktlage rechnet der Airbus-Mutterkonzern EADS für 2009 weiter mit bis zu 300 Bruttobestellungen - im Vorjahr kamen noch 900 herein, abzüglich der Abbestellungen verblieben 777.

Insgesamt läuft die Fertigung in diesem Jahr allerdings weiter auf hohen Touren: Das Unternehmen rechnet aktuell damit, bis Ende Dezember rund 490 Jets an die Kunden abzuliefern. Damit würde der Rekord aus dem vergangenen Jahr (483) sogar noch übertroffen.

Airbus-Chef Thomas Enders zeigte sich gestern optimistisch: Die Situation helle sich auf und es werde hart daran gearbeitet, wieder mehr Flugzeuge auszuliefern, sagte Enders im Gespräch mit Reuters TV. Allerdings hatten in den vergangenen Monaten zahlreiche Fluggesellschaften angesichts sinkender Erlöse und erheblicher Schwierigkeiten bei der Bankfinanzierung neuer Jets darauf gedrungen, ihre bestellten Maschinen erst später abnehmen zu müssen.

Offiziell gibt man sich bei EADS denn auch vorsichtig: Für 2010 arbeite man mit den Kunden noch an einer Gesamtprognose für alle Auslieferungen, einschließlich des A380-Programms. Ohnehin bleibt der doppelstöckige Riesenflieger ein Sorgenkind. "Der Fortschritt im A380-Programm ist langsamer als erwartet", teilte EADS mit. In diesem Jahr beeinträchtigten "anhaltende Instabilitäten bei der Produktion" und Kundenanfragen nach späteren Auslieferungen das Programm. Daher werde der Produktionsplan überprüft.

Vor dem Hintergrund der Branchenkrise belasteten laut EADS Preisrückgänge bei ausgelieferten Flugzeugen das Geschäft. Enders äußerte sich zudem besorgt über die Dollar-Schwäche - die Jets werden in Dollar bezahlt, ein großer Teil der Fertigungskosten fällt bei Airbus aber in Euro an. Unter anderem wegen der Wechselkurseffekte ist der EADS-Konzern erstmals seit zwei Jahren wieder in die roten Zahlen gerutscht: Das Nettoergebnis zeigte im dritten Quartal ein Minus von 87 Millionen Euro. Im Zeitraum von Januar bis Ende September brach der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 73 Prozent auf 291 Millionen Euro ein. Erhebliche Unsicherheiten birgt jedoch auch der Militärtransporter A400M.

Nach langen Verzögerungen wird der Vertrag über dieses Programm mit den Kunden, unter anderem mit der Bundesregierung, derzeit nachverhandelt. Schon bisher hat EADS mehr als zwei Milliarden Euro für Mehrkosten und andere Sonderaufwendungen in der Bilanz zurückgestellt.

"Das volle Ausmaß der finanziellen Konsequenzen der Verzögerungen wird jedoch erst nach Abschluss der Verhandlungen feststehen", hieß es gestern von EADS. Aus diesem Grund wagt Konzernchef Louis Gallois derzeit auch keine Prognose für das Jahresergebnis.