Aber nicht jeder Kunde kommt in den Genuss der Nachlässe. Branchenprimus plant Kauf von Reisebüros.

Hamburg. Wegen dramatisch gefallener Buchungszahlen und deutlicher Umsatzrückgänge werben fast alle Reisekonzerne derzeit mit Preisabschlägen. Nach großen Veranstaltern wie Alltours, Neckermann und Rewe (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg) hat nun auch Branchenprimus TUI angekündigt, seine Reisen für die Sommersaison 2010 günstiger anbieten zu wollen. Auf der Mittelstrecke sind Abschläge von im Schnitt fünf, für Fernziele von sechs Prozent geplant. Besonders hoch sollen die Nachlässe für Sri Lanka (14 Prozent) und Thailand (13 Prozent) ausfallen. Aber auch die Massenziele Kanaren und Balearen sollen um sieben bzw. sechs Prozent billiger werden. TUI-Deutschland-Chef Volker Böttcher sprach auf einer Pressekonferenz in Ocho Rios (Jamaika) von einer "besonnenen Preispolitik". Zugleich stellte er klar, dass sich TUI nicht an "ruinösen Preiskämpfen" beteiligen möchte.

Ohnehin muss man die Ankündigungen der Reisekonzerne offensichtlich mit Vorsicht genießen. Nachdem TUI im September bekannt gegeben hatte, für die aktuelle Wintersaison den Urlaub um im Schnitt fünf Prozent billiger machen zu wollen, meldeten sich mehrere Leser beim Abendblatt, die von gestiegenen Preisen berichteten. Man könne nicht jedem Urlauber einen billigeren Urlaub versprechen, sagt dazu TUI-Sprecherin Susanne Stünkel. "Wie hoch der Preis am Ende tatsächlich ausfällt, das kommt natürlich auf den Einzelfall an."

Dass die Touristikkonzerne überhaupt an der Preisschraube nach unten drehen können, haben sie den Hotels und Fluggesellschaften zu verdanken. Denn wegen der gesunkenen Nachfrage bekommen TUI und Co. Zimmer und Flugkapazitäten günstiger als früher. Ob dieser Preisvorteil allerdings eins zu eins an den Urlauber weitergegeben wird, bezweifelt NordLB-Analystin Martina Noß. "Die Margen der Reisekonzerne sind ohnehin eher niedrig." Sie schätzt die Umsatzrendite gemessen am Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf im Schnitt magere drei bis vier Prozent. Zumindest die TUI spricht von einer "noch zufriedenstellenden Marge". Der Blick auf die Buchungen und Umsätze beim Branchenprimus fällt dagegen desaströs aus. So liegen die Erlöse für das Wintergeschäft 2009/10 derzeit 22 Prozent unter dem Vorjahresniveau, zudem konnten im vergangenen Sommer rund zehn Prozent weniger Gäste als 2008 begrüßt werden.

TUI setzt für die kommenden Monate auf eine Doppelstrategie. So wollen die Hannoveraner zum einen deutlich mehr Hotels in ihre Kataloge aufnehmen, in denen nur TUI-Gäste unterkommen. Das Unternehmen spricht von einem "exklusiven Urlaub". Allein im Sommerprogramm 2010 soll sich die Zahl dieser Unterkünfte um 13 erhöhen. Zum anderen will TUI die Zahl seiner Reisebüros über Zukäufe deutlich steigern. Zurzeit verfügt das Unternehmen über 465 eigene und 1070 Verkaufsstellen, die Franchisepartner führen. "Viele Menschen buchen trotz der zunehmenden Bedeutung des Internets doch lieber vor Ort im Reisebüro", so TUI-Sprecherin Stünkel.

Die Aktie des Reisekonzerns reagierte gestern kaum auf die Pläne. Das Papier lag am Nachmittag fast unverändert bei 5,03 Euro. In den vergangenen Monaten hatte die Aktie zum Teil starke Rückschläge hinnehmen müssen. Diese führt Analystin Noß aber vor allem auf die Diskussionen über die Zukunft und Finanzierung der Konzerntochter Hapag-Lloyd zurück. Insgesamt hält Noß das Papier mit fünf Euro für fair bewertet.