Überraschung im Aufsichtsrat des größten europäischen Reisekonzerns TUI: Chefaufseher Jürgen Krumnow (65) gibt sein Amt auf.

Hannover. Er sehe "nun den geeigneten Zeitpunkt gekommen, den von mir - aus persönlichen Gründen - schon länger erwogenen Schritt umzusetzen, den Vorsitz des Aufsichtsrats bei der TUI AG abzugeben", teilte Krumnow gestern mit. Der Rücktritt gilt mit sofortiger Wirkung. Zum Nachfolger wurde Ex-RWE-Chef Dietmar Kuhnt (71) gewählt, der dem Aufsichtsrat seit 1996 angehört.

Der aus dem schlesischen Grünberg stammende Manager Krumnow war 1997 zum TUI-Aufsichtsrat berufen und vor fast genau fünf Jahren an die Spitze des Gremiums gewählt worden. Zuletzt stand er im Zentrum der Kritik des streitbaren TUI-Großaktionärs John Fredriksen. Der Norweger scheiterte jedoch zweimal mit seinem Antrag auf Abwahl des Chefaufsehers. Fredriksen wollte selbst gemeinsam mit seinem Vertrauten Olav Troim in den Aufsichtsrat einziehen. Troim schätzte die wirtschaftliche Situation des TUI-Konzerns als bedrohlich ein. Zudem warfen Kritiker Krumnow vor, er habe TUI-Vorstandschef Michael Frenzel zu nahe gestanden und dessen Vorschläge nur abgenickt.

TUI ächzt auch in diesem Jahr unter seiner verbliebenen Beteiligung von 43 Prozent an der Reederei Hapag-Lloyd. Außerdem kämpft der Konzern mit einem wegen der Wirtschaftskrise schleppenden Reisegeschäft. Für das Geschäftsjahr 2009 rechnet TUI wegen des hohen Erlöses aus dem Hapag-Lloyd-Verkauf aber weiter mit einem positiven Ergebnis.

Um sich finanziellen Spielraum zu verschaffen, will TUI nun eine Wandelanleihe ausgeben, die 250 Millionen Euro einbringen und über fünf Jahre laufen soll. Damit will der Konzern die Tilgung seiner Schulden über einen längeren Zeitraum strecken.